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Iran. Der ungerechte Gottesstaat

Momentan rumort es im Iran wieder einmal. Den meisten Menschen hängt die streng islamische Diktatur längst zum Hals heraus. Sie wünschen sich mehr politische, wirtschaftliche und religiöse Freiheit. Nur eine kleine Schicht radikalisierter Muslime, und alle diejenigen, die mit Ämtern und Privilegien von der momentanen Regierung profitieren, stützen das Regime.

Demonstriert wird im Iran seit Jahren, wegen sozialer Ungerechtigkeit, massiver persönlicher Einschränkungen, wegen Korruption, Misswirtschaft, hohen Lebensmittelpreisen und religiöser Unterdrückung. Bei der brutalen Niederschlagung von Protesten im November 2019 verloren mehr als 1000 Manchen ihr Leben. Die momentanen Demonstrationen im Iran wurden durch den Tod einer jungen Frau ausgelöst. Die 22-jährige Mahsa Amini war von systemtreuen Hilfspolizisten, meist jungen, gewaltbereiten Extremisten angehalten und dann brutal geschlagen worden, weil sie das vorgeschriebene Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen hatte.

Offiziellen Angaben zufolge soll die gesunde, junge Frau plötzlich an den Spätfolgen einer zehn Jahre zurückliegenden Hirnoperation gestorben sein. Das glaubt aber kaum jemand, zumal Augenzeugen gesehen hatten, wie die Frau in der Öffentlichkeit misshandelt worden war. Oft sind es Frauen, von denen der Protest gegen die Regierung des Iran ausgeht. Sie sind auch diejenigen, die am stärksten unter den islamistischen Verordnungen zu leiden haben.

Um die Kritik zu unterdrücken setzt die Polizei, wie schon in der Vergangenheit, auf Einschüchterung und massive Gewalt. Bei den momentanen Demonstrationen wurde bislang rund 150 Menschen getötet. Die Polizei scheut sich nicht, mit scharfer Munition auf Demonstranten zu schießen und Festgenommene zu misshandeln.

Immer wieder werden Menschen im Iran eingesperrt, gefoltert und hingerichtet, weil sie gegen die islamischen Gesetze der Staatsführung verstoßen haben. Allein im ersten Halbjahr 2022 wurden im Iran 251 Menschen hingerichtet, so viel wie sonst nirgends auf der Erde. Aufgrund seiner Radikalität und seiner schiitischen Ausrichtung hat der Iran in der übrigen, überwiegend sunnitisch geprägten Welt des Islam nur wenige Verbündete. Politisch und wirtschaftlich sucht man deshalb den Schulterschluss mit dem atheistischen China und dem christlich- orthodox geprägten Russland. Wenn es um die Realpolitik geht, scheinen die strengen religiösen Vorstellungen der iranischen Islamisten plötzlich an Bedeutung zu verlieren.

Christen gab es im Iran übrigens bereits vor über tausend Jahren, auch schon bevor Muslime das Land eroberten und ihre Religion von Oben her durchsetzen. Erwähnt werden persische Juden, die sich durch die Predigt des Petrus bei ersten Pfingstfest in Jerusalem um 30 n.Chr. dem christlichen Glauben angeschlossen hatten (Apg 2, 9). Auch die durch einen speziellen Stern zum Geburtsort Jesu nach Bethlehem geleiteten Weisen stammten aus Persien, dem heutigen Iran. Später sollen die Apostel Thomas, Thaddäus und Bartholomäus in Syrien und dem Gebiet des Iran gepredigt und Gemeinden gegründet haben.

Bereits im 4. und 5. Jahrhundert zogen Christen in größerer Zahl aus dem Römischen Reich Richtung Osten und ließen sich unter anderem im Gebiet des heutigen Iran nieder. Vor allem handelte es sich dabei um nestorianische, aramäische und armenische Christen. Viele der im Land lebenden Zoroastristen glaubten an einen einzigen Gott und waren deshalb  prinzipiell offen für die Predigt der Christen. Tausende bekehrten sich und es entstanden einheimische iranisch- christliche Gemeinden. Erst im 7.Jahrhundert wurde Persien von Arabern erobert und zum Islam gezwungen. Nur noch als geduldete Minderheit leben Christen seither im Iran.

Obwohl das streng verboten, ist konvertieren seit einigen Jahren aber immer mehr Iraner vom Islam zum christlichen Glauben. Gerade angesichts eines die Menschen unterdrückenden und einengenden Islam empfinden sie die Botschaft Jesu, von Vergebung, Freiheit und Hoffnung als ungemeine Befreiung. Maßlos enttäuscht von dem brutalen, rücksichtlosen Gesicht des Islam der iranischen Führung wenden sich zunehmend mehr Menschen deshalb Jesus zu. Den Glauben an Gott wollen sie nicht einfach über Bord werfen. Das gesetzliche und scheinheilige Auftreten ihrer religiösen Führer aber schreckt sie nur noch ab. Zehntausende Iraner haben sich mittlerweile vom Islam verabschiedet und sind insgeheim Christen geworden. Sie treffen sich illegal, oft unter Lebensgefahr. Nach offizieller Staatsdoktrin darf es so etwas aber nicht geben. Deshalb gelten die meisten christlichen Iraner offiziell noch immer als Muslime.

Es ist nur eine Frage der Zeit, wann und wie das Regime des iranischen Gottesstaates gestürzt wird. Gerade die Unmenschlichkeit und Rücksichtslosigkeit, mit der die islamischen Führer und ihre Handlanger in Polizei und Revolutionsgarden auftreten, weckt keine Sympathien. Die Menschen fühlen sich nicht mehr von Gott geleitet, sondern missbraucht und ausgenutzt. Mit einer christlichen Sicht auf Geschichte muss man feststellen, dass Gott Unrechtsregime gewöhnlich eine Zeitlang duldet, eine Möglichkeit zur Umkehr bieten, ihnen dann aber ein Ende bereitet.

Bis in die 1970er Jahre hinein war der Iran einer der modernsten und am besten entwickelten Staaten der Region. Die politische Opposition wurde allerdings auch damals schon unterdrückt. Vielen Menschen ging es wirtschaftlich verhältnismäßig gut. Materialismus und Konsum bestimmten das Leben all derer, die es sich leisten konnten. Die arme Bevölkerung fühlte sich abgehängt und war offen für die Versprechen islamsicher Prediger, die das oberflächliche Leben kritisierten und eine gerechte, moralische Gesellschaft schaffen wollten. Man verband soziale Forderungen mit einer religiösen Erneuerung und einem gesteigerten Nationalbewusstsein. Unter der Leitung des islamischen Predigers Ajatollah Chomeini kam es 1979 zur sogenannten Islamischen Revolution. Der Iran wurde damit zu einem von schiitischen Geistlichen dominierten Gottesstaat. Die islamische Scharia bestimmt seitdem Rechtsprechung, Politik und auch das private Leben. Christen und die Staaten des Westens betrachte man als feindliches „Reich des Satans“, das es mit allen Kräften zu bekämpfen gilt.

In der Zwischenzeit hat sich der Iran zu einem maßgeblichen Förderer des gewaltbereiten Islamismus entwickelt. Mit direkten militärischen Eingriffen, sowie mit einer stetigen Unterwanderung wurden einige Staaten des Nahen Osten destabilisiert und von der iranischen Führung abhängig gemacht. Um den eigenen religiösen und politischen Einfluss auszubauen, hat man beispielsweise den Libanon, den Irak und Syrien destabilisiert und in eine Dauerkrise getrieben. Seit vielen Jahren droht die iranisch- islamistische Regierung Israel mit der vollkommenen Vertreibung und Auslöschung, notfalls mit Atomwaffen. Um dieses Ziel zu voranzutreiben werden militante Palästinenser und Kämpfer der libanesischen Hisbollah mit Geld und Waffen ausgerüstet.

Wahrscheinlich werden auch die momentanen Proteste am Ende niedergeschlagen. Die Unzufriedenheit in der breiten Bevölkerung jedoch bleibt und wird irgendwann zum Ende des islamischen Gottesstaates Iran führen. Bis dahin werden leider noch viel Menschen im Namen eines brutalen und rücksichtslosen Islam getötet. – Christen beten für Frieden und Freiheit im Iran und vor allem für ihre zahlreichen, oft in den Untergrund gezwungenen Glaubensgeschwister im Land. Vielen Iranern hilft der christliche Glaube, das Wissen um einen barmherzigen Gott, in einer Atmosphäre ständiger Unterdrückung und Unfreiheit. Auch wenn die Regierung och nicht fällt, kann der Glaube an Jesus Christus schon jetzt vielen Iranern Hoffnung und Trost vermitteln.

(von Michael Kotsch)

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