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Gott ist nicht beweisbar!? Physik- Nobelpreis 2022

Der im Oktober 2022 frischgebackene Physik- Nobelpreisträger Anton Zeilinger stellte in einem Interviewe fest: „Gott kann man naturwissenschaftlich nicht entdecken im Sinne von beweisen. […] Ich glaube, dass wir Menschen […] viel zu viele Definitionen zu machen versuchen: Gott ist allwissend, Gott ist allmächtig usw.. Ich bin da eher Anhänger einer mystischen Position: Ich finde, Gott kann man empfinden, aber man soll nicht so viel über ihn reden.“

Der österreichische Nobelpreisträger Zeilinger ist überzeugt, dass Naturwissenschaft Gott weder beweist noch in der Lage ist ihn zu widerlegen. Deshalb kann man als Christ und auch als Atheist wissenschaftlich arbeiten. Nur sollte man dabei immer die Grenzen seiner Forschung im Blick behalten und Wissenschaft nicht weltanschaulich instrumentalisieren. „Es gibt Naturwissenschaftler, die sind Atheisten. Genauso gibt es Naturwissenschaftler, die religiös sind. […] Angesichts der Schönheit der Naturgesetze kann man sagen: Das muss doch von irgendwoher kommen! Oder man sagt sich: So ist die Welt halt, und ich brauche keine weitere Ursache. Wenn man behauptet, dass Wissenschaft atheistisch macht, dann ist das genauso falsch wie die umgekehrte Position.“

Manche Wissenschaftler werben mit ihrem Renommee offen für den Atheismus. Auf der anderen Seite stellen sich andere Naturwissenschaftler aber auch immer wieder zu ihrem Glauben an Gott. So äußerte der 1932 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnete Werner Heisenberg: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“ Gerhard Ertl, der deutscher Chemie- Nobelpreisträger von 2007, bekennt sich in einem Interviewe zu seinem Glauben: „Das Leben ist ein gewaltiges Wunder. Wir nähern uns wissenschaftlich den Erklärungen an, aber eine Frage bleibt doch immer bestehen: Warum das alles? Hier glaube ich an Gott.“ Der Glaube eines Wissenschaftlers ist natürlich kein Beweis für die Existenz Gottes oder die Wahrheit der Bibel. Allerdings wird dadurch deutlich, dass wissenschaftliche Spitzenleistung und der Glaube an Gott sich keinesfalls ausschließen müssen.

Nobelpreisträger Zeilinger warnt vor einer Absolut- Setzung der Wissenschaft. Wissenschaft ist demnach nur eine gut funktionierende und anwendbare Interpretation der Wirklichkeit. Das Bild der Wirklichkeit aber unterliegt einem ständigen Wandel und darf nicht mit der Wirklichkeit an sich verwechselt werden. Zeilinger ist aufgrund seiner mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Forschungen über Quanten sogar davon überzeugt, dass unser bisheriges, streng materialistisches und kausalistisches Bild der Wirklichkeit dringend verändert werden sollte. „Wir müssen von unseren Vorstellungen über Raum und Zeit Abschied nehmen oder von unseren Vorstellungen über die Wirklichkeit. […] Wir brauchen eine neue Weltsicht, bei der wir unsere Vorstellungen von Wirklichkeit und von Raum und Zeit ändern.“

Bei Zeilingers Behauptung, Gott nicht beweisen zu können, werden viele Atheisten jubeln. Christen werden Protest erheben. Beide aber übersehen die wichtige Wahrheit hinter dieser Feststellung. Wenn man Gott nicht beweisen kann, heißt das natürlich nicht, dass es ihn notwendigerweise nicht gibt. Immerhin waren heute sichere Erkenntnisse der Naturwissenschaft noch vor 200 Jahren vollkommen unbekannt. Auch ohne dass man davon wusste gab es diese Dinge aber eben auch damals schon. Vor 200 Jahren konnte beispielsweise niemand Radioaktivität feststellen oder gar beweisen. Dazu fehlten sowohl die Theorie als auch die notwendige Technik. Und da man geringe, natürlich vorkommende Radioaktivität weder hören, noch riechen, fühlen oder schmecken kann, schien sie den damals lebenden Menschen nicht existent. Wie wir heute sicher wissen, gab es Radioaktivität aber trotzdem.

Es ist also wissenschaftlich absolut unzulässig, die Nichtexistenz einer Sache zu behaupten, nur weil man sie mit seinem jetzigen Horizont nicht für möglich hält oder mit den momentan vorhandenen Methoden nicht untersuchen kann. Mit einer solchen Behauptung geht man weit über seriöse Wissenschaft hinaus und behauptet indirekt sogar, genaue Kenntnisse über wissenschaftliche Fortschritte der kommenden Jahrhunderte zu haben.

Außerdem muss jeder seriöse Naturwissenschaftler eingestehen, dass Wissenschaft eben immer nur eine begrenzte Beschreibung bestimmter Aspekte der Wirklichkeit ist. Die Wirklichkeit selbst aber ist viel komplexer und größer. Es ist sogar sehr naheliegend, dass Naturwissenschaft bestimmte Bereiche der Wirklichkeit nie erforschen und beschreiben können wird, weil sie sich kategorisch von dem unterscheiden, was Naturwissenschaft untersuchen kann. Schon heute merkt jeder schnell, dass naturwissenschaftliche Versuche so etwas wie schön, gut, böse, Liebe, oder Treue zu erklären sehr platt und eindimensional wirken. Gott scheint definitionsgemäß auch zu diesem Bereich der Wirklichkeit zu gehören, der von Naturwissenschaft nicht adäquat beschrieben werden kann.

Darüber hinaus stößt Naturwissenschaft bei der Beschäftigung mit Gott auf ein weiteres, kaum überwindbares Hindernis.  Gott ist definitionsgemäß ein unendlich mächtiges, frei entscheidendes Wesen. Als solches steht er dem Naturwissenschaftler aber eben nicht für seine Untersuchungen zur Verfügung. Gott ist kein Bestandteil dieser irdischen, für den Naturwissenschaftler greifbaren Welt. Wenn er es nicht will, dann kann er von der Erde aus, selbst mit Teleskopen und anderen Messungen, nicht erforscht werden. In der Bibel wird deshalb auch immer wieder davor gewarnt, sich aufgrund eigener Überlegungen und Berechnungen ein Bild von Gott zu machen. Dort wird ganz deutlich darauf hingewiesen, dass Gott für Menschen nur dann wahrnehmbar ist, wenn er sich selbst zur Verfügung stellt, also offenbart. Dass hat er historisch in seinen Mitteilungen an die Propheten und durch spektakuläre Wunder getan, vor allem aber in Jesus Christus, in dem er selbst zeitweilig menschliche Gestalt angenommen hat. Jesus wies deutlich darauf hin, dass niemand von sich aus Gott erkennen kann, außer wenn er selbst diese Erkenntnis möglich macht (Mt 11, 27).

Atheisten sollten also zurückhaltend sein mit ihren Behauptungen über Gott und diese ehrlich als weltanschauliche Glaubensaussagen und nicht als wissenschaftliche Tatsachen kenntlich machen. Aber auch Christen sollten nicht mehr versprechen, als sie liefern können. Im besten Fall können sie plausible Hinweise für die Existenz Gottes anführen, was für die nähere Beschäftigung mit ihm allerdings auch schon genügen sollte. Biblische Aussagen, Berichte von Wundern und die Beobachtung einer höchst komplexen Natur sind eben keine Beweise im naturwissenschaftlichen Sinn. Es sind Behauptungen, Berichte und vernünftige Interpretationen. Als solche sollte man sie auch anführen. Aber natürlich kann man das alles auch rational bezweifeln. Christen halten die Wahrscheinlichkeit der von ihnen angeführten Indizien begründeterweise für sehr hoch. Das ist auch durchaus legitim. Es existieren eben einige gute und plausible Hinweise auf die Existenz Gottes, weshalb in der Bibel gesagt werden kann, dass alle Menschen in ihrem tiefsten Inneren von Gott wissen (Röm 1, 19f.). Um einen naturwissenschaftlich sicheren Beweis handelt es sich dabei allerdings nicht.

Schlussendlich muss man feststellen, das Gott naturwissenschaftlich weder beweisbar, noch wiederlegbar ist, dass aber gute Gründe für seine Existenz sprechen. Wer sich persönlich für Gott öffnet, der wird, so wurde es von Jesus versprochen, eine noch tiefere Gewissheit seiner Existenz und der Wahrheit der Bibel bekommen; aber eben auf einer nicht- naturwissenschaftlichen Ebene.

Den aktuellen Physik- Nobelpreis verdankt Zeilinger übrigens seinen Experimente mit verschränkten Quantenzuständen, bei denen sich zwei Teilchen wie eine Einheit verhalten, auch wenn sie getrennt sind. Damit hatte er die Quantenteleportation nachgewiesen. Dabei kann ein Quantenzustand von einem Teilchen zu einem anderen zu übertragen werden. Quantenteleportation verschickt aber keine Gegenstände oder Personen, wie das in den Science-Fiction-Filmen zu sehen ist. Übertragen werden Informationen über Objekte. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Quantenfotografie und Quantencomputer der Zukunft.

(von Michael Kotsch)

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