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Queen Elisabeth II. bekannt & Christ

70 Jahre lang war Queen Elisabeth II. Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland sowie weiterer 14 Territorien von Kanada bis zur Südseeinsel Tuvalu, von 1952 bis 2022. Darüber hinaus war sie das Oberhaupt des 56 Staaten umfassenden Commonwealth of Nations und formale Leiterin der anglikanischen Kirche. Elisabeths Krönung war ein mediales Großereignis ohne gleichen und wurde über Fernsehen von mehr als 300 Millionen Menschen in den meisten Ländern der Welt verfolgt. Als Königin begleitete sie den stetigen Bedeutungsverlust Großbritanniens von einer ehemaligen Weltmacht zu einem Land mit deutlich begrenztem Einfluss. Als sie ihr Amt antrat war der heute weitgehend vergessen Pius XII. Oberhaupt der katholischen Kirche, Konrad Adenauer war deutscher Bundeskanzler. In der Sowjetunion herrschte der kommunistische Diktator Stalin und in den USA war Harry Truman Präsident. In die Zeit Elisabeth II. fielen unter anderem der blutige Nord- Irland- Konflikt, der Falklandkrieg und der Brexit. Während der Jahre ihrer Herrschaft veränderte sich die Welt in vielerlei Hinsicht.

In Erinnerung geblieben ist Elisabeth II. vor allem durch die Beständigkeit in vielen politischen Spannungen ihres Landes und in herausfordernden persönlichen Lebenslagen. Zumeist erfolgreich bemühte sie sich, Ideologisierungen und Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Auf freundliche Art konnte sie manchmal aber auch herausfordernd wirken, wie bei ihrem Staatsbesuch in Saudi-Arabien 1998, wo sie darauf bestand, sich selbst ans Steuer des Autos zu setzen, obwohl so etwas arabischen Frauen bis dahin noch streng verboten war. Gerade in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich Elisabeth für die Einbindung und den Wiederaufbau Deutschlands ein.

Während ihrer Laufbahn unternahm sie mehr als 100 Staatsbesuche und 180 Reisen in andere Länder des Commonwealth. Sie war mehr unterwegs und knüpfte mehr Beziehungen als alle anderen Politiker ihrer Zeit. Während ihrer Reisen legte die Königin viel Wert darauf, auch mit einfachen Leuten zusammenzutreffen, was von vielen als unangemessen angesehen wurde. In den 1950er Jahren war Elisabeth an den Vorbereitungen zur Entstehung der späteren EU beteiligt. Den Prozess der Entkolonialisierung ihres eigenen Landes förderte sie aktiv. Immer wieder musste sie in politischen Krisen Englands schlichtend eingreifen. In den sozialen Spannungen der 1980er Jahre zeigte sie großes Verständnis für die benachteiligten Arbeiter. In den langjährigen Ehespannungen zwischen ihrem Sohn Charles und Prinzessin Diana empfanden viele Briten die Queen als sehr unterkühlt. Bei zahllosen öffentlichen Auftritten setzte sie sich im Laufe der Jahrzehnte für Verständigung und für viele soziale Projekte ein.

Der christliche Glaube war für Elisabeth II. weit mehr als Tradition und Pflichterfüllung. Schon ihre Mutter lass ihr als Kind regelmäßig aus der Bibel vor. Zusammen beteten sie jeden Abend kniend. Auch persönlich interessierte sie sich schon früh für Fragen des Glaubens und lass zahlreiche Bücher mit christlichen Themen. Hier lernte die zukünftige Königin ein tiefes Vertrauen auf Gott und die Bibel, das sie lebenslang begleiten sollte. Auf britischen Münzen wird Elisabeth bis heute als „Verteidigerin des Glaubens“ gelobt.

In den 1950er Jahren hielten sich die meisten Briten noch zur anglikanischen Kirche. Zwischenzeitlich hat sich der Wind des Zeitgeistes in England geändert und die gesellschaftliche Skepsis dem christlichen Glauben gegenüber überwiegt. Trotz dieser religiösen Verschiebung aber hielt Elisabeth II. unspektakuläre und weltoffen an ihrem Glauben fest. Bei ihrer offiziellen Thronbesteigung betete der Erzbischof von Canterbury für Elisabeth und salbte sie nach alttestamentlichem Vorbild. Dazu wurde ein Bibelabschnitt gelesen, über die Salbung König Salomos durch den Priester Zadok. Die Königin äußerte sich später beeindruckt. Sie betrachtete ihr Amt als eine von Gott anvertraute Aufgabe, dessen Ordnungen sie sich grundsätzlich verpflichtet fühlte. In ihrer öffentlichen Verantwortung setze Elisabeth II. ihr Vertrauen auf Gott. „Ich ziehe Kraft aus der Botschaft der Hoffnung in den Evangelien“, bekannte sie deutlich.

Auch persönlich hatte Queen Elizabeth II. einen starken Bezug zum Glauben. „Die Lehren Jesu waren immer mein inneres Licht“, äußerte sie in einer Fernsehansprache. Mit dem weltbekannten, evangelikalen US-Prediger Billy Graham soll sie zudem befreundet gewesen sein und gelegentlich seinen geistlichen Rat gesucht haben. Mehrfach wurde Graham von ihr zu persönlichen Gesprächen  in London empfangen.

In ihren Weihnachtsansprachen, die mit zunehmendem Alter religiöser ausfielen, sprach die britische Königin ganz schlicht von Jesus und seiner herausfordernden Botschaft der Nächstenliebe. In einer öffentlichen Rede stellte die Queen fest: „Für viele ist der Glaube von größter Wichtigkeit. Die Lehre Christi und das Wissen um meine persönliche Rechenschaftspflicht vor Gott stellen für mich den Rahmen dar, in dem ich versuche, mein Leben zu führen. Wie so viele von Ihnen habe ich auch großen Trost in Jesu Christi Worten und Vorbild gefunden.“

Zum Thema Vergebung äußerte sich Elizabeth II. im Jahr 2011 so: „Vergebung ist die Grundlage des christlichen Glaubens. Sie kann zerbrochene Familien heilen, Freundschaften wiederherstellen und gespaltene Gemeinschaften wieder zusammenführen. In der Vergebung erfahren wir die Kraft von Gottes Liebe.“ Die britische Königin war überzeugt von der verändernden Macht Gottes, die sie selbst an sich und anderen erfahren hatte.

Gerade in den letzten Jahren ihres Lebens hob Elisabeth immer wieder ihre tiefe Abhängigkeit von Gott hervor: „Ich war – und bin es immer noch – sehr dankbar für Ihre Gebete und für Gottes unerschütterliche Liebe. […] Ich habe wirklich seine Treue erleben dürfen.“

Ohne Panik aber realistisch sprach die englische Königin wiederholt über die menschliche Sterblichkeit – auch ihre eigene: „Wir sind alle nur Durchreisende, Besucher unserer Zeit, unserer Welt.“ Ihr selbst habe der Glaube Halt gegeben, auch in schwierigen Zeiten; er habe ihr dabei geholfen, auf lange Sicht, mit der Perspektive Ewigkeit, zu denken, erinnerte sie sich dankbar.

(von Michael Kotsch)

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