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Wilhelm Busch und die Bibel

Wilhelm Busch war bis zu seinem Tod im Jahr 1966 einer der bekanntesten und originellsten deutschen Prediger der Nachkriegszeit. Bis heute in Erinnerung geblieben ist er vor allem durch seine fast dreißigjährige Zeit als Jugendpfarrer in Essen und als Autor seines sehr lebendig geschriebenen Bestsellers „Jesus unser Schicksal“. Daneben verfasste er noch mehr als 20 andere Bücher und war in ganz Deutschland als Evangelist bekannt.

Wilhelm Busch sprach zumeist anschaulich, mit vielen Beispielen, unter anderem von seinen zahlreichen Begegnungen mit ganz verschiedenen Menschen. Als überzeugter Christ legte er ganz besonderen Wert auf die Bibel. Das war aber nicht immer so.

Am Ersten Weltkrieg nahm Wilhelm Busch als junger, abenteuerlustiger Offizier teil. Über den Militär- Pfarrer konnte er damals nur lächeln. Auf Gott und Glauben meinte er gut verzichten zu können. Seine Selbstsicherheit wurde tief erschüttert, als sein neben ihm reitender Freund ganz plötzlich und vollkommen unerwartet von einem Granatsplitter getroffen tot vom Pferd fiel.

Abgesehen von dem schmerzlichen Verlust begann Busch sich jetzt ernsthaft zu fragen, was denn mit ihm passieren würde, wenn er genauso plötzlich sterben müsste. Obwohl er Gott lange aus seinem Leben verdrängt hatte, war er sich ziemlich sicher, dass alle Menschen, also auch er, nach dem Tod vor Gott stehen und beurteilt werden würden. Wilhelm Busch hatte keinen Zweifel daran, wie Gottes Urteil über ihn ausfallen würde. Er selbst betrachtete sich als absolut schuldig. Viele Ordnungen Gottes hatte er in den vergangenen Jahren leichtfertig überschritten. Inständig bete er zwischen den heftigen Kämpfen des Krieges deshalb, nicht sterben zu müssen ehe er Vergebung gefunden habe. Aber er wusste nicht wie funktionieren sollte.

Der Militär- Pfarrer versuchte Wilhelm Busch damit zu beruhigen, dass jeder, der für das Vaterland gestorben sei, sicher auch gut bei Gott ankommen würde. Eine so oberflächliche, politische Antwort aber befriedigte Busch nicht. Nach dreimonatigem Grübeln fiel ihm eine Bibel in die Hand. Bereits nach kurzem Blättern stieß er auf die Aussage: „Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um Sünder selig zu machen.“ Wenig später ging er in ein nahe gelegenes, verlassenes Bauernhaus, und betete dort kniend: „Ich bin ein Sünder. Ich möchte selig werden. Hier, jetzt und heute möchte ich ein Kind Gottes werden. Herr Jesus ich liefere mich dir ganz aus.“ Das war von ihm durchaus ernst gemeint. Von diesem Tag an erlebte Wilhelm Busch immer wieder ganz erstaunliche Bewahrungen und Führungen Gottes.

Jahre später verglich Busch die Bibel in seiner Predigt mit einem Rohr, das verschüttete Bergleute solange mit allem Lebensnotwendigen versorgt, bis sie wieder befreit werden können. Die Bibel ist für ihn die lebenswichtige Verbindung zu Gott. Allein durch sie ist es dem Mensch möglich zu erkennen, wer er ist, was er zu tun hat und wie er Kind Gottes werden kann. Ohne Bibel gibt es nach Busch auch kein wirkliches Christsein.

Atheisten schaden dem Christen weit weniger als bibelkritische Theologen, war Wilhelm Busch fest überzeugt. Er selbst hatte in der Schule einen Religionslehrer, der alles Interesse and er Bibel gründlich erstickte. Ständig erklärte der Lehrer seinen Schülern, die Bibel sei zwar ganz hilfreich, sie sei aber natürlich kein naturwissenschaftliches Buch und auch kein Geschichtsbuch, sie sei eben zeitgebunden und deshalb heute nur noch sehr eingeschränkt anzuwenden. Ein solches Buch hatte für Busch dann keinen größeren Wert mehr. Lebenslang warnte Wilhelm Busch deshalb vor solchen Relativierungen und scheinbar wissenschaftlichen Erklärungen, die die Bibel am Ende nicht klarer machten, sondern ihr im Gegenteil nur alle Kraft raubten. „Wenn einer die Bibel wirklich liebhat, dann fängt er an von dem zu reden, was ihn getroffen hat, wo ihn Gott persönlich angesprochen hat. Für den ist die Bibel ein herrliches Buch. Die Bibel ist schlussendlich auch das aktuellste und das schönste Buch, das man finden kann. Fang einfach mit dem Bibellesen an und lass dich durch niemanden davon abbringen, auch nicht durch vorgeblich wissenschaftlich- theologische Erklärungen. Die Bibel tröstet und hilft, wie noch nichts dich getröstet und geholfen hat. Das passt auch in die moderne Zeit wie nichts anderes.“

Natürlich wird man beim Bibellesen immer wieder auch auf schwer verständliche Aussagen stoßen, ist Wilhelm Busch überzeugt. Dann aber solle man sich auf das konzentrieren, was man bereits gut verstehe und das dann auch im eigenen Leben umsetzen. Das Bibellesen sei wie das Urbarmachen eines noch nie bearbeiteten Landstücks. Wer seinen Pflug bei jedem Baumstumpf oder Felsen anhalte, der könne den Acker nie bebauen. Stattdessen würde der Bauer erst einmal um Felsen und Baumstümpfe herum pflügen, bis das übrige Land gut bestellt sei. Genau so solle auch der Christ bei seinem Bibellesen handeln.

Außerdem betont Wilhelm Busch die Notwendigkeit des Heiligen Geistes beim Bibellesen. Nur mit wissenschaftlichen Studien und Wortanalysen allein würde man das Wort Gottes nicht verstehen können. Weitaus wichtiger ist für ihn die Offenheit für das Reden Gottes. Dazu gehört es natürlich auch, das anzuwenden, was Gott einem bereits mitgeteilt hat. In einem konkreten Beispiel erwähnt er seine Mutter, die mitten in der Nacht mit großen Sorgen um ihre Kinder aufwachte. Nachdem sie in der Bibel die Aufforderung fand, „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch“, sprach sie im Gebet zu Gott alles aus, was sie bedrückte. Danach konnte sie dann weitgehend beruhigt und entlastet weiterschlafen. Es geht eben nicht nur darum, die Bibel zu kennen, sondern sie im eigenen Leben auch anzuwenden.

Wenn man zusammen mit anderen Christen in der Bibel liest, dann ist es für Wilhelm Busch absolut wichtig, zwischen den klaren Aussagen Gottes und den unterschiedlichen theologischen Meinungen zu unterschieden. So ist es unsinnig sich wegen verschiedener Ansichten bezüglich der Entrückung vor oder nach der Trübsalszeit zu zerstreiten oder wegen speziellen Vorstellungen über den Ablauf der Taufe bzw. dem genauen Verständnis der Erwählung. Solche theologischen Auseinandersetzung, die Christen oftmals auseinanderbringen, waren für Wilhelm Busch zerstörerische Angriffe des Teufels, der es immer wieder schafft Gemeinden mit scheinbar frommen Diskussionen zu zerstören und einzelne Christen ins Pharisäertum zu treiben.

Wilhelm Busch warnte außerdem deutlich davor, etwas zur Bibel dazuzutun. Das täten beispielsweise Katholiken mit ihrer vorgeblich heiligen Lehrtradition und charismatische Christen mit ihren zweifelhaften Privatoffenbarungen. Genauso gefährlich ist es für Busch allerdings, etwas aus der Bibel zu streichen, weil es vergeblich nicht wissenschaftlich genug sei oder dem heute lebenden, modernen Menschen nicht zugemutet werden könne. Am Ende blieben dann nur noch einige allgemeine moralische Regeln übrig, einige persönliche Lieblingsgedanken. Das Wort Gottes ist dann so durchlöchert und unglaubwürdig gemacht, dass es in der Gemeinde schließlich ganz an Bedeutung verliert. Auch wenn die Bibel in einzelnen Aussagen den Meinungen und Erkenntnissen von Zeitgeist und Wissenschaft widerspricht, sollte man ganz an ihr festhalten, fordert Wilhelm Busch seine Zuhörer unmissverständlich auf.

(von Michael Kotsch)

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