Kategorien
Podcast

Weihnachten ohne Gott?

Ich mag Weihnachten oder das Christfest, wie es ursprünglich einmal hieß, um schon beim bloßen Namen an die Geburt Jesu zu erinnern. Mir ist es wichtig in dieser Zeit, an die Verbindung zwischen Denken und Glauben, zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Mensch und Gott erinnert zu werden. Zu Weihnachten durchbrach Gott von seiner Seite aus diese grundsätzliche Trennung. Aus der ewigen, geistlichen Realität kam er auf diese begrenzte, materielle Welt. Jesu Schüler Johannes drückt dieses Ereignis richtig philosophisch aus, wenn es schreibt: „Im Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, ja, das Wort war Gott. Von Anfang an war es bei Gott. Alles ist dadurch entstanden. Ohne das Wort entstand nichts von dem, was besteht. In ihm war Leben, und dieses Leben war das Licht für die Menschen. Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ (Joh 1, 1-5) Tatsächlich ist dieses Ereignis absolut einzigartig und eigentlich unvorstellbar. Nur weil Gott diesen Schritt auf seine Schöpfung zumacht, ist es dem Menschen überhaupt möglich ihn zu erkennen und Kontakt mit ihm aufzunehmen.

Weihnachten gefällt mir aber auch wegen seiner einzigartigen Atmosphäre, den speziellen Speisen und Liedern, dem besonderen Schmuck und den stimmungsvollen Lichterdekorationen. Wie kaum eine andere Jahreszeit kann man Weihnachten an ganz vielen Stellen wahrnehmen und sich daran freuen. Weihnachten ist nicht nur die Erinnerung an die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, sondern auch ein beständiges Zeichen der Hoffnung, dass Gott die Menschen nicht alleine gelassen hat in ihrer oftmals chaotischen und eigensüchtigen Welt. Gott kommt auch heute noch zu jedem, der dazu bereit ist, selbst wenn das oft ziemlich unspektakulär aussehen kann, fernab von den Schlagzeilen für Millionen.

Irgendwie ist es schade, dass immer mehr Menschen der eigentliche Hintergrund von Weihnachten vorenthalten wird. Für machen wird Weihnachten dann zu einem geliebten oder gehasste Familienfest oder zu einer Orgie des Schenkens. Andere freuen sich einfach an der Dekoration, ohne viel über deren tiefere Bedeutung nachzudenken. Atheisten allerdings arbeiten schon seit Jahrzehnten daran, Weihnachten weitgehend zu säkularisieren. Eigentlich würden sie Weihnachtenn als religiösen Feiertag am liebsten ganz abschaffen. Weil das Fest aber bei den meisten Menschen außerordentlich populär ist, versucht man nach und nach die Glaubensinhalte zu entfernen, bis irgendwann nur noch ein wenig greifbares Winterfest übrigbleibt. Das unterscheidet sich im Kern dann kaum noch von den unzähligen anderen Stadtfesten, die zwischenzeitlich überall aus dem Boden sprießen. Wieder werden hier dieselben Buden aufgebaut, diesmal nur mit einer geringfügig anderen Dekoration.

Weihnachten auf den Winter, auf Kauforgien und eine Ansammlung von Fressbuden zu reduzieren ist nicht nur eine beängstigende kulturelle Verarmung. Das raubt dem vielfältigen Fest sein eigentliches Herz.

Gerade weil ich ein Freund von Weihnachten bin, vermisse ich in dieser Zeit mehr und mehr den eigentlichen, geistlichen Inhalt. Selbst die noch vor wenigen Jahren üblichen Andeutungen auf Jesus, Maria und Joseph sind zwischenzeitlich weitgehend beseitigt worden.

In Kindergärten und Schulen haben eifrige Atheisten dafür gesorgt, dass keine Lieder mehr gesungen werden, die auf Jesu hinweisen und die Weihnachtsgeschichte krampfhaft verschwiegen wird. Stattdessen treten wieder einmal Elfen oder Hexen auf, wie schon zu zehn anderen Anlässen im Jahr. Vielleicht werden zu Weihnachten noch Engel erwähnt, dann aber eher in einer esoterischen Einkleidung. Bei diesem ideologischen Umbau der Gesellschaft entschuldigen sich manche scheinheilig mit vorgeblicher Toleranz den Muslimen gegenüber. Dabei gibt es fast nirgends eine islamische Kritik an Weihnachten, weil Jesus für Muslime ein wichtiger, im Koran erwähnter Prophet ist. Die meisten Muslime haben weit weniger Probleme mit Weihnachten als Atheisten, die sich aus strategischen Gründen gerne hinter ihnen verstecken.

Selbst viele Christen haben sich zwischenzeitlich von Weihnachtsliedern und Weihnachtsgeschichten verabschiedet, in denen es um die Geburt Jesu geht.

Vor allem ist der Weihnachtsmann zwischenzeitlich zum Werbeträger für das Christfest geworden. Dabei wird wohl kaum noch jemand dahinter Nikolaus erkennen, den frommen Gemeindeleiter der kleinasiatischen Gemeinde von Myra. Auch hier wurden wieder einmal schöne christliche Erinnerungen durch seltsame Phantasiefiguren ersetzt.

Eigentlich liebe ich Weihnachtsmärkte und die damit verbundene Dekoration. In den letzten Jahren suche ich aber weitgehend vergeblich nach irgendwelchen Resten von Weihnachten auf diesen Events. Oftmals gibt es da nicht einmal mehr traditionelle Weihnachtsmusik an den Buden. Stattdessen wird hier der Pop gespielt, den man auch im übrigen Jahr überall zu hören bekommt. Bei den vielen Lichtern und Tannenzweigen sind Darstellungen von der Krippe, den Hirten, Jesus, Maria oder den Weisen aus dem Morgenland fast vollkommen verschwunden. Und das ist nicht nur auf Zufall oder den einhelligen Wunsch der Besucher zurückzuführen, sondern auf die gesellschaftsverändernde Strategie atheistisch gesinnter Kreise. Ehemals warben diese Leute für Toleranz. Zwischenzeitlich fordern sie die alleinige Herrschaft über die Köpfe und die Gesellschaft.

Angesichts einer zunehmenden Verdrängung geistlicher Aspekte aus der Advents- und Weihnachtszeit sind Christen herausgefordert, laut, offen und freudig von Jesus und von seiner wunderbaren Geburt zu erzählen. Neben stimmungsvollen Adventskonzerten können Christen noch deutlich mehr auf Weihnachtsmärkten präsent sein, mit Gesangbeiträgen auf offiziellen Bühnen, mit Geschichtenzelten für Kinder oder Ständen mit Gebäck und ansprechender Literatur. Auch Geschenkeaktionen in Heimen und Krankenhäuser oder einer geistlich ausgerichteten Advents- Einladung an die eigenen Nachbarn treffen oft auf freudiges Interesse. Bei entsprechendem Talent kann man natürlich auch mit kleinen, selbstgedrehten Filmen bei YouTube oder TikTok auf Jesus und die von ihm ausgehende Hoffnung aufmerksam machen.

Zu kaum einer anderen Jahreszeit ist es so naheliegend, über Glauben und Bibel zu reden. Hier liegt eine immense Chance, Gott wieder ins Gespräch zu bringen und Menschen dabei zu helfen, die Vielfalt und geistliche Tiefe von Weihnachten neu wahrzunehmen. In diesem Sinne war und ist Weihnachten ein Fest des Glaubens. Dafür wünsche ich allen wirklich gerne ein frohes Christfest.

(von Michael Kotsch)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert