In England gibt es eine immer größere Unzufriedenheit mit der öffentlich geförderten Transgender- Politik. Eltern und Pädagogen beklagen eine gewisse Willkür bei Transgender- Fragen. Ausgangspunkt für die Geschlechtlichkeit ist fast unhinterfragt das momentane, subjektive Gefühl eines Kindes. Kritische Rückfragen und alternative Interpretationen der geäußerten Gefühle werden zunehmend unterbunden und diffamiert. Transgender entwickelt sich demnach zu einer alle anderen Fachbereiche überschattenden, weltanschaulich bestimmten Kategorie.
Eltern und Pädagogen halten es für problematisch, dass beispielsweise die Internet- Plattform TikTok eine offizielle Partnerschaft mit Stonewall eingegangen ist, einer Organisation, die bereits kleine Kinder damit konfrontiert, vielleicht im falschen Körper geboren zu sein. Facebook finanziert die Transgender forcierende Aufklärungsarbeit von Just Like Us.
Die Organisation Just Like Us bewirbt mit staatlicher Unterstützung Unterrichtspakete für fünf- bis siebenjährige Kinder. Schon in der Grundschule soll auf diesem Weg eine gender- gerechte Sprache eingeübt werden. Über Transgender heißt es in dem Programm: „Wenn eine Person geboren wird, wird ihr ein Geschlecht zugewiesen. Für eine Transgender-Person entspricht das zugewiesene Geschlecht nicht dem, was sie innerlich fühlt. Jemand, dem gesagt wird, er sei ein Junge, fühlt sich also wie ein Mädchen, oder jemand, dem gesagt wird, er sei ein Mädchen, fühlt sich wie ein Junge.“
Kindern wird vermittelt, dass alleine das subjektive Gefühl bzw. der momentane Wunsch über die eigene Geschlechtlichkeit entscheidet. Weil Kinder aber erst in diesem Alter überhaupt damit beginnen eine sexuelle Identität auszubilden, sind ihre Gefühle äußerst stark von den Rückmeldungen ihrer Umgebung abhängig. Eine durch schulische Autoritätspersonen vermittelte Verunsicherung kann in der sexuellen Entwicklung der Kinder zu starken Irritationen und Schäden führen. Die dahinterstehende Behauptung, dass es keinerlei Bezug zwischen dem zumeist eindeutigen biologischen und dem gefühlten Geschlecht gibt, ist wissenschaftlich äußerst fraglich. Dabei werden auch der Zwiespalt und die starke psychische Krise nicht berücksichtigt in die Kinder durch Therapie und Geschlechterwechsel sehr oft geraten.
In einer viel von Muslimen besuchten Grundschule in Birmingham protestierten hunderte Eltern gegen transgender- fördernde Unterrichtseinheiten. Asma und Mohammed Jdaitawi beispielsweise äußerten: „Wir halte es für verwirrend und unnötig, kleinen Kindern die Ängste und Neurosen von Erwachsenen in Bezug auf Geschlecht und Sexualität aufzudrängen“.
Die Safe Schools Alliance, ein Zusammenschluss von Lehrern und Eltern, beschwerte sich offiziell beim Bildungsministerium über die so von ihnen empfundene Ideologisierung von Kindern im Grundschulalter mit Transgender- Konstruktionen. Ein Zusammenschluss von englischen Mädchenschulen weigerte sich kürzlich nicht- biologische Schülerinnen, also transgener Mädchen aufzunehmen. Einerseits habe man keine Garantie für die Stabilität des subjektiven Geschlechtsempfindens der jeweils Betroffenen. Andererseits könne man den eigenen Schülerinnen nicht zumuten problemlos mit Mitschülerinnen zusammen zu duschen und eng im Internat zusammen zu leben, obwohl sie biologisch und äußerlich noch rein männlich wären. Auch die Gefahr von Missbrauch der Gender- Zuordnung sei zu groß, da bisher ja keinerlei fundierte Möglichkeit besteht, zwischen einer echtem und einer nur vorgeblichen Transgender- Orientierung zu unterscheiden. Das bisher in England geltende Gender- Gesetz ermöglicht reinen Mädchen- und reinen Jungen- Schulen einen solchen Umgang mit Kindern deren Geschlechtlichkeit juristisch oder medizinisch noch ungeklärt ist.
Chris McGovern, ein ehemaliger Berater des Bildungsministeriums, kritisierte, dass „Menschen damit Karriere machen wollen, Kinder zu ermutigen, ihr Geschlecht in einem Alter zu hinterfragen, in dem sie Kinder sein sollten. Wenn Lehrer diese Themen ansprechen, können Kinder verwirrt oder unglücklich und traumatisiert werden“. Kleine Kinder in ihrem noch schwach ausgebildeten Selbstbild systematisch zu erschüttern, kann demnach schwerwiegende Folgen für ihre gesunde psychische Entwicklung haben.
Eltern haben die anglikanische Kirche in einer kürzlich bekannt gewordenen Petition dringend aufgefordert, die Richtlinien für ihre 4700 Grundschulen zu ändern, die es Schülern im Alter von 5 Jahren ermöglichen sollen, sich selbst als das andere Geschlecht zu identifizieren. Ausgangspunkt der Erziehung in einer spezifisch christlichen Schule sollten die biblischen Aussagen über Mann und Frau sein, forderten die Kirchenmitglieder. In diesem Zusammenhang wurde auf mehrere Kinder in kirchlichen Grundschulen hingewiesen, die nach einem Transgender- Unterricht im Alter von fünf und sechs Jahren ihr Geschlecht wechseln wollten. Statt erst verschiedene, durchaus naheliegende Optionen zu durchdenken und anzubieten wurde die Selbstdefinition der Kinder weitgehend ungefiltert übernommen.
Zwischenzeitlich sagten Verantwortliche des britischen Bildungsministeriums zu, die Beratung und Betreuung von Kindern neu zu regeln, die transgener empfinden. Die bloße Unterstützung der häufig von außen geweckten Gefühle greife demnach zu kurz. Ganz sicher wird die von einigen Organisationen vorangetriebene Konfrontation immer jüngerer Kinder mit Transgender auch zukünftig noch zu einigen Diskussionen führen.
Für einen angemessenen Umgang mit Transgender braucht es eindeutige und belastbare Kriterien, die es ermöglichen zwischen einer echten und einer nur vorgetäuschten oder durch die Umwelt ausgelösten Ablehnung des eigenen biologischen Geschlechts zu unterscheiden. Bei den meisten Menschen dürften das biologische und das gefühlte Geschlecht ohne große Brüche zueinander passen. Zeitweilige Irritationen und Experimente mit anderen Geschlechterrollen sind in der sexuellen Entwicklung der Kindheit ganz normal und deuten nur selten auf einen dauerhaften Bruch beider Identitäten. Kinder mit fünf oder sechs Jahren, eher am Anfang ihrer sexuellen Selbstwahrnehmung, systematisch zu verunsichern wird wesentlich mehr Probleme schaffen als lösen.
(von Michael Kotsch)