Das Time Magazine zählte Kanye West schon zweimal zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt. Der US-amerikanischer Rapper, Sänger, Produzent und Modedesigner ist einer der erfolgreichsten Musiker des 21.Jahrhunderts. Allein in den USA verkaufte er mehr als 60 Millionen Tonträger.
Im Juli 2020 teilte West mit, als Präsidentschaftskandidat der Republikaner anzutreten. Was auch immer daraus wird, jedenfalls hat Kanye Millionen treuer Fans, die ihm fast alles zutrauen.
In seinem Debüt „The College Dropout“ vermengte er 2004 Soulsamples und Gospel. „Graduation“ drei Jahre später war stärker von Pop, House und Indierock geprägt. Mit „808s & Heartbreak“ etablierte er 2008 den bis heute omnipräsenten Auto-Tune-Effekt. Mit seinem Album „Yeezus“ von 2013 setzte West mehr auf Religiosität. Der zigfache Grammy-Gewinner distanzierte sich in diesem Zusammenhang von seinem machohaften Männlichkeitsbild als HipHoper und sprach plötzlich über seine Sensibilität und seinen Selbstzweifel.
„Kanye West hat seinen Weg zu Jesus Christus gefunden. Halleluja!“ hieß es Ende 2019 in vielen Medien. In einigen Interviews und Lidern sprach der Musiker von seiner Bekehrung. Ab jetzt wolle er Gott dienen, äußerte West. Viele Christen freuen sich, wenn ein dermaßen populärer Pop- Star plötzlich seine Liebe zu Jesus entdeckt. Häufig kommt die Ernüchterung dann aber schon wenige Jahre oder manchmal auch nur Monate später, wenn der Betreffende auch dem Glauben wieder den Rücken kehrt. Es ist aber eben so leicht, Christen glücklich zu machen und sie als Fans zu gewinnen; häufig vielleicht viel zu einfach. Vieles im Pop- Business ist Selbstdarstellung. Und darin ist Kanye West ein Meister.
Eigentlich war der selbstverliebte Musiker in der Vergangenheit nicht besonders bekannt für sein Interesse an Gott. Weit erstrebenswerter schienen für ihn Geld, Ansehen und Vergnügungen jeder Art. Allerdings gibt es bei Kanye West auch immer wieder Momente des Zweifels an all der Äußerlichkeit. Dann spricht er von der Suche nach mehr, irgendwie auch nach Gott. Schon in seinem ersten großen Hit, „Jesus Walks“ (2004) bittet er Gott „Zeig mir den Weg. Der Teufel versucht mich andauernd herunterzudrücken“.
Die Faszination des Göttlichen hat bei Kanye West allerdings auch sonderbare Blüten getrieben. Beispielsweise verglich sich West in einer Art Größenwahn mal eben mit Albert Einstein oder Malcolm X. Auf dem Album „Yeezus“ (eine Verbindung von Jesus mit Ye, der Kurzform seines eigenen Namens Kan-ye) verkündete er 2013 ungeniert: „I Am God!“- „Ich bin Gott!“.
Seit Januar 2019 veranstaltet West an wechselnden Orten einen wöchentlichen exklusiven Sunday Service, eine Art musikalischen Gottesdienst, bei dem er mit einem Gospelchor Stücke seiner vergangenen Alben sowie andere Soul-Klassiker vorträgt. In gewisser Weise war das auch eine Vorbereitung seines im Oktober 2019 veröffentlichten, Albums“ Jesus is King“ mit einigen ziemlich religiösen Texten. An einer Stell heißt es beispielsweise: „Jesus, give us strength, Jesus, make us well, Jesus, help us live!“ – „Jesus gib uns Kraft, Jesus mach uns besser, Jesus hilf uns zu leben!“
Vielleicht denken rappende Millionäre, wie Kanye West tatsächlich auch häufiger an Sein und Sinn des Lebens, wenn sie schon mehrere Limousinen und Villen, sowie zahlreiche Millionen auf dem Konto haben. Vielleicht handelt es sich aber auch nur um eine neue künstlerische oder weltanschauliche Lebensphase Wests. Da jeder Mensch ein tiefes Wissen von Gott in sich hat, die Sehnsucht nach echter Liebe und nach Ewigkeit, kann es durchaus sein, dass Kanye wirklich zu Gott umkehren will. Nur wer ihn sehr nahe kennt wird das tatsächlich beurteilen können. In jedem Fall ist es sinnvoll für den weltbekannten Musiker zu beten. Ob echt oder nicht, Gott will auch einem Kanye West ein neues, erfülltes Leben und die Vergebung der Sünden anbieten.
(von Michael Kotsch)