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Die Hexen sind da

Heute leben in Deutschland weit mehr Hexen als im Mittelalter oder zu irgendeiner anderen Zeit. Minimale Schätzungen gehen von rund 20 000 Frauen aus, die sich stolz als Hexen bezeichnen und auch als solche praktizieren. Nach vorgeblich uralten Quellen wollen sie mit magischen Kräften das Leben ihrer zahlreichen Kunden beeinflussen. In jeder Stadt gibt es zwischenzeitlich einige Hexen, die zumeist kostenpflichtig ihre Dienste anbieten. Am leichtesten stößt man auf ihre Angebote allerdings im Internet. Hier bieten sie einem gewöhnlich positiv motivierten Publikum ihre Bücher, Seminare, Beratungen und magischen Rezepte an.

Eine noch immer starke Empörung über die Hexenverfolgung früherer Jahrhunderte kommt heutigen Hexen durchaus zugute. Zum einen bleibt das Thema Hexen dadurch in beständiger Erinnerung. Zum anderen genießen sie, als vorgebliche Nachfolger ehemals Verfolgter, einen gewissen Märtyrerbonus. Darüber hinaus gibt es in der Populärliteratur und in fast jedem Kindergarten seit Jahrzehnten eine beständige Werbung für die Hexerei. Zwischenzeitlich wurden Weihnachten und Ostern in viele Kindergärten weitgehend abgeschafft. Hexenfeste und Hexengeschichten aber gehören längst zum festen Programm. Und dabei sind die Hexen gewöhnlich positive Identifikationsfiguren. 

Zweifellos schwimmen viele Hexen mit ihrem breit gefächerten Zauberangebot lediglich auf der esoterischen Modewelle. Einige scheinen es aber durchaus ernst zu meinen und rechnen fest mit der Wirkung übernatürlicher Mächte. Obwohl sie als Hexen natürlich von der Existenz destruktiver Kräfte wissen, geben sie vor, lediglich weiße Magie zum Wohl ihrer Kunden anzuwenden. Eine Garantie für die Wahl der von ihnen benutzten Kräfte gibt es dabei allerdings nicht.

Materialistisch orientierte Menschen oder Personen, denen einfach an einigermaßen nachprüfbaren Fakten liegt, sollten Hexen gegenüber eigentlich skeptisch sein. Immerhin bezieht man sich hier fast ausschließlich auf irrationale Erklärungen und Mythen, die einfach geglaubt werden sollen, weil sie das Versprechen, was man sich eben wünscht.

Vor allem ist es wohl das Vertrauen ihrer Kunden mit dem die meisten Hexen arbeiten. Mit ihrem freundlichen und selbstsicheren Auftreten beeindrucken sie ihre Besucher. Ob die versprochene magische Energie dann durch Zaubersprüche, Edelsteine, Pflanzen oder kosmische Kräfte auch wirklich vermittelt wird, ist den meisten ziemlich egal. Wichtig für die Kunden ist vor allem das Gefühl, der Eindruck etwas Richtiges getan zu haben, auch wenn es nur ansatzweise vernünftig klingt.

Moderne Hexen wollen Krankheiten wegzaubern, Verliebte unterstützen, psychische Probleme beseitigen, die Zukunft entschleiern, Hoffnung vermitteln und  all das zum Verschwinden bringen, was sonst noch so an Defiziten in einer entchristlichten, materialistischen Welt belastet. Hexen sind die Repräsentanten einer neuen Religiosität, die zumeist aber streng nutzungsorientiert und diesseitig ist. Neben einem entsprechend geheimnisvollen Brimborium geht es vor allem darum, das Leben einfacher und angenehmer zu machen. Als wahr wird das empfunden, was sich momentan gut anfühlt, unabhängig davon, ob es nachweislich wirksam ist oder auf eine stimmige, rationale Erklärung zurückgeht. In einer kalten und unübersichtlichen Welt genießt man die emotionale Zuwendung, auch wenn man dafür verhältnismäßig teuer bezahlt. Der Alltag wird neu verzaubert weil man, so ganz ohne Gott und übernatürliche Instanzen, dann doch nicht leben will.

Christen freuen sich auf der einen Seite über das Auftreten der Hexen. Immerhin zeigt sich hier das Bedürfnis nach Gott und der Zweifel an einem strikt materialistischen Weltbild. Gleichzeitig sind Christen über die massive Zunahme der Hexen beunruhigt. Aus eigener Erfahrung und aufgrund zuverlässiger Warnungen Gottes wissen sie von betrügerischen übernatürlichen Mächten, die sich gerne als positive Kräfte ausgeben, um jeden der sich auf sie einlässt längerfristig gefangen zu nehmen. Immer mehr Menschen, die sich auf vorgeblich „weiße Magie“ der Hexen einlassen, geraten in psychische Probleme, Angstzustände und innere Bindungen, weil sie sich leichtfertig für Kräfte geöffnet haben, die sie destruktiv beeinflussen. Das passiert natürlich nicht bei den zahlreichen Lifestyle- Hexen, die lediglich ein bisschen esoterischen Zeitgeist mit einigen Motivationsweisheiten mischen und an gutgläubige Hilfesuchende verkaufen. Hexen aber, die echte übernatürliche Kräfte einbeziehen, können schweren geistlichen Schaden zufügen.

Während Jesus leibhaftig auf der Erde lebte, musste er viele Menschen von geistlichen Belastungen befreien, auf die sie sich leichtfertig eingelassen hatten, weil sie sich hier schnelle Hilfe erhofften. Auch heute gibt es zahlreiche Menschen, die aufgrund ihrer Bindung an negative übernatürliche Kräfte körperliche, psychische und geistliche Probleme bekommen. Wer sich einmal solchen negativen Energien gegenüber geöffnet hat, kommt aus eigener Kraft zumeist nicht mehr davon los. Jesus Christus ist geistlich gesehen aber weit mächtiger als diese destruktiven Kräfte. Wer sich ganz auf ihn einlässt und ihn um Hilfe bittet, der kann von dem Einfluss negativer Energien befreit werden. Wer nach übernatürlicher Hilfe in seinen Problemen sucht, der ist bei Jesus übrigens auch deutlich besser aufgehoben, als bei Hexen und Schamanen. Jesus meint es wirklich gut mit dem Menschen und seine Macht ist deutlich größer als die magischen Kräfte mit denen Hexen arbeiten.

„Als Jesus aus dem Boot stieg, rannte ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von Dämonen besessen war. Er trug schon lange keine Kleidung mehr und hauste abseits von den Häusern in Grabhöhlen. Als er Jesus erblickte, schrie er auf, warf sich vor ihm hin und rief laut: ‚Was willst du von mir, Jesus, Sohn Gottes, du Sohn des Allerhöchsten? Bitte, quäle mich nicht!‘ Jesus hatte dem bösen Geist nämlich befohlen, den Mann endlich zu verlassen.“ (Lk 8, 27-29)

„Es gab auch einen Mann in der Synagoge, der von einem bösen Geist, einem Dämon, besessen war. Der fing plötzlich an, laut zu schreien […] ‚Schweig!‘, befahl ihm Jesus . ‚Verlass ihn sofort!‘ Da warf der Dämon den Mann zu Boden, verließ ihn aber, ohne ihm weiter zu schaden. Die Leute erschraken sehr und sagten zueinander: ‚Was für ein Wort! Welche Vollmacht und Kraft! Er befiehlt den bösen Geistern, und sie fahren tatsächlich aus.““ (Lk 8, 33, 35+36)

(von Michael Kotsch)

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