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Erdbeben Türkei / Syrien

Anfang Februar 2023 wurde der Südosten der Türkei und Teile Syriens von einem Erdbeben erschüttert. Beide Länder waren in den vergangenen Jahren schon von mehreren anderen Katastrophen betroffen worden. In Syrien sind der brutale Bürgerkrieg und der Terror des sogenannten „Islamischen Staats“ noch immer nicht ganz verarbeitet. Zahllose Häuser und Felder wurden dabei verwüstet, Hunderttausende starben oder verließen das Land fluchtartig. Die türkische Bevölkerung leidet seit Jahren unter einer massiven Wirtschaftskrise und einer immensen Geldentwertung. Außerdem werden Kritiker des amtierenden Präsiden Erdogan eingeschüchtert und diskriminiert.

Das jüngste Erdbeben hat vermutlich etwa 11 200 Todesopfer gefordert. In Syrien starben rund 2600 Menschen, in der Türkei 8 600. 49 000 Personen wurden verletzt. 6000 Gebäude wurden ganz oder teilweise zerstört. Viele Menschen leiden, weil sie Freunde und Verwandte verloren haben. Die Region liegt in der Nähe des Ostafrikanischen Grabens, wo zwei Kontinentalplatten aufeinanderstoßen. Wenn diese aneinander reiben, kommt es immer wieder zu teilweise schweren Erdbeben. Ganze Städte wurden dabei in der Vergangenheit schon zerstört, wie Caesarea oder Bet Schean im heutigen Israel. 464 v.Chr. wurde das griechische Sparta von einem Erdbeben getroffen bei dem 20 000 Mensch starben. 217 v.Chr. zerstörte ein Erdbeben das ägyptische Alexandria, wobei 75 000 Mensch ihr Leben verloren. Die wahrscheinlich schlimmsten Erdbeben in der Umgebung von Antiochien kosteten in den Jahren 115 und 526 jeweils über 250 000 Menschenleben. Allein im 20. Jahrhundert ereigneten sich in der betreffenden Region 111 Erdbeben mit einer Stärke von 5,0 oder höher.

Erdbeben haben die Menschen immer wieder erschüttert und betroffen gemacht. Sie gehören zu den weitgehend unberechenbaren und unbeherrschbaren Kräften der Natur. Erdbeben werden schon in der Bibel erwähnt, beispielsweise etwa 1400 v.Chr. beim Einsturz der Stadtmauern von Jericho (vgl. Jos. 6, 1-21). Ganz deutlich wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Gott diese Kräfte der Natur benutzt, wenn er das will. Manchmal müssen Erdbeben deshalb als Warnungen oder sogar Strafen Gottes verstanden werden.

Auch Mitteleuropa ist nicht vollkommen erdbebensicher. Im Jahr 1012 gab es ein schweres Erdbeben in Westfalen und 1062 im Gebiet der Fränkischen Alb. 1356 wurden Teile der schweizerischen Stadt Basel von einem Erdbeben zerstört. Das Erdbeben von Lissabon kostete 1755 rund 30 000 Menschenleben und führte in ganz Europa zu einer ausgedehnten philosophischen Diskussion über die Hintergründe des Leidens und die Gerechtigkeit Gottes. Eine wirklich befriedigende Antwort hat man aber weder damals noch heute gefunden.

Tatsächlich fordern Erdbeben, ebenso wie Flutwellen, Stürme oder Vulkanausbrüche immer wieder heraus. Sie führen die Grenzen der eigenen Möglichkeiten und des eigenen Lebens überdeutlich vor Augen. Keine moderne Technik kann Erdbeben oder die dadurch verursachten Schäden verhindern. Erdbebensichere Gebäude und schnelle Hilfseinsätze tragen natürlich dazu bei, die Zahl der Todesopfer gering zu halten. Für die trotzdem Betroffenen ist das allerdings nur ein beschiedener Trost. Jeder dieser Naturkatastrophen sollte auch dem entfernten Beobachter seine eigene Sterblichkeit deutlich vor Augen führen und ihn herausfordern, sein Leben sinnvoll und gezielt einzusetzen, statt es oberflächlich zu verschwenden.

Ganz gleich wie sehr das Mitgefühl durch die täglichen Schreckensmeldungen der Medien auch strapaziert wird, sollten Christen für die vom aktuellen Erdbeben in der Türkei und in Syrien Betroffenen beten. Gott kann dabei helfen, Schmerz und Verlust zu ertragen. Der Glaube gibt Menschen neue Hoffnung für die vor ihnen liegende Zukunft. Wer die Möglichkeit hat, kann natürlich auch ganz praktisch vor Ort helfen oder Geld spenden. Die betroffenen Menschen werden noch monatelang auf Unterstützung angewiesen sein. Darüber hinaus fordert das aktuelle Erdbeben heraus, sich auf das Ende des eigenen Lebens vorzubereiten und die persönliche Beziehung zu Gott wieder einmal in Ordnung zu bringen.

(von Michael Kotsch)

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