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Corona. Diskriminierung von Ungeimpften

Man kann über Corona und über Corona- Impfungen durchaus unterschiedlich denken. Gerade Esoteriker, Menschen mit zweifelhaften ideologischen Meinungen und politische Opportunisten nutzen die allgemeine Unzufriedenheit mit politischen Corona- Verordnungen, um für ihre eigenen Zwecke zu werben. Das ist ein Problem, dessen Aufarbeitung Gesellschaft und Gemeinden noch lange beschäftigen wird. Wie in jeder größeren politischen Frage, so gibt es auch bei Corona unterschiedliche Meinungen und unterschiedliche Interessensgruppen. Masken- Hersteller, Betreiber von Corona- Warn- Apps und vor allem Impf- Hersteller profitieren außerordentlich von den strengen staatliche Corona- Vorschriften. Mittlerweile wächst die Zahl der Verlierer aber unverhältnismäßig.

Um es gleich vorweg zu sagen, ich halte die derzeit zugelassenen Corona- Impfstoffe nicht für besonders gefährlich, sondern medizinisch für durchaus sinnvoll, auch wenn man diesbezüglich keine überzogenen Erwartungen haben sollte. Immerhin scheint es sehr unwahrscheinlich, dass man in absehbarer Zeit einen Impfstoff zur Verfügung haben wird, der auch gegen die immer wieder neu auftretenden Mutationen des Corona- Virus immunisieren wird. Momentan scheint es keinen anderen Weg zu geben, als die Realität des Virus zu akzeptieren, sowie eine bestmögliche Vorbeugung und Behandlung der Gefährdeten und der schwer Erkrankten zu organisieren. Ganz besonders, wenn sich zwischenzeitlich abzeichnet, dass die bisher verwendeten Impfungen zwar eine Grund- Immunisierung gewährleisten, nicht aber gegen neue Mutationen wie Omikron helfen, sollte überdacht werden, wie sinnvoll eine Pflicht- Impfung sein kann, deren medizinsicher Wert für künftige Corona- Mutationen durchaus fraglich ist.

Als ich mich im September 2021 in einem Impfzentrum gegen Corona impfen ließ, wurde ich von einer Mitarbeiterin mit den Worten empfangen „So spät!“. Das fand ich weder angemessen noch hilfreich für das Anliegen dieser Einrichtung, die doch wohl zu Impfungen motivieren sollte. Zwischenzeitlich aber ist der Druck auf Ungeimpfte noch einmal deutlich gewachsen. Menschen die sich bisher gegen eine Corona- Impfung entscheiden haben, werden immer wieder an ihrem Arbeitsplatz bloßgestellt oder verbal angegriffen. Stellenweise gibt es eine nicht ganz nachvollziehbare Sonderbehandlung für Ungeimpfte. Menschen mit Impfbescheinigung dürfen Geschäfte betreten oder Veranstaltungen besuchen, obwohl sie durchaus infiziert sein könnten. Ungeimpften aber, selbst wenn sie nachweislich nicht infiziert sind, wird der Zugang verboten. Das ist nicht wirklich verständlich.

Es braucht schon einen ziemlich guten Grund, um die freie Entscheidung eines Bürgers für oder gegen eine Corona- Impfung grundsätzlich infrage zu stellen und ihn so massiv unter Druck zu setzen, wie das derzeit vielerorts geschieht. Wer sich momentan noch gegen eine Corona- Impfung entscheidet, der kann manche pflegerischen und sozialen Berufe nicht mehr ausüben, obwohl er dieser Arbeit vielleicht seit vielen Jahren qualifiziert und mit großem Erfolg nachgeht. Hier ist die Verhältnismäßigkeit in vielen Fällen nicht mehr nachvollziehbar. Immerhin könnte man auch andere Alternativen anbieten, bei denen sowohl die Schutzbedürftigen als auch die Interessen der Ungeimpften berücksichtigt werden. Es ist auch nicht akzeptabel, mit welcher Verachtung Menschen im öffentlichen Leben bandelt werden, die sich gegen eine Corona- Impfung entscheiden. Auch wenn man deren Gründe für falsch hält, sollten diese Menschen nicht diskriminiert und weitgehend aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen werden.

Manche brechen jetzt langjährige Freundschaften ab, nur weil eine Person nicht bereit ist, sich impfen zu lassen. Dabei sollte die Freundschaft doch eigentlich stabiler sein, als die unterschiedliche Beurteilung medizinischer und politischer Fragen im Zusammenhang mit Corona. Wer heute nicht geimpft ist, der kann weder in Urlaub fahren noch an anderen gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnehmen, selbst wenn er getestet und Symptomfrei ist. Manche Politiker und auch Kommentatoren in den Medien beleidigen Ungeimpfte oder stellen sie pauschal in eine Ecke mit ideologischen Esoterikern oder Rechtsradikalen. Zwar sind diese Gruppen durchaus stark unter Impf- Skeptikern vertreten; es wäre aber falsch, alle Ungeimpften deshalb pauschal damit zu identifizieren. Übermäßigen politischen, medialen und gesellschaftlichen Druck aufzubauen, um alle Bürger zu einer Impfung zu drängen, scheint kein ethisch angemessener Weg und belastet das Vertrauen der Menschen zu ihrer Regierung nachhaltig.

An einigen öffentlichen Stellen werden Ungeimpfte derzeit abgewiesen, obwohl sie rein rechtlich gesehen durchaus Zugang hätten. Manche Menschen vergessen plötzlich jede Toleranz und scheinbar auch jedes Mitgefühlt, indem sie Ungeimpfte verbal oder in ihrem Handeln erniedrigen.

In Italien ist die Situation momentan noch deutlich einschränkender als hierzulande. Nach geltendem Recht können Ungeimpfte bis zum 15. Juni 2022 keinerlei öffentliche Verkehrsmittel mehr benutzen. Ungeimpfte Personen über 50 Jahre dürfen zudem ihren Arbeitsplatz nicht aufsuchen.

Leider gibt es natürlich auch mache Ungeimpfte, die fest davon überzeugt sind, allein im Besitz der ganzen Wahrheit zu sein und gerne allen ihre Meinung aufzwingen wollen. Auch das ist weder realistisch noch angemessen. Manche Ungeimpfte schauen hochmütig auf die vorgeblich „armen Dummen“ herab, die sich vom Staat und von der Pharma- Industrie haben irreführen lassen. In manchmal aggressiven Worten wenden sie sich gegen den Staat, die Bibel und alle Andersdenkenden. Jedem der nicht ihrer Meinung ist, sprechen sie gleich den Glauben, das Heil und die Bruderschaft ab. Damit machen sich diese Glaubensgeschwister natürlich keine Freunde und handeln ihrerseits genauso, wie sie es anderen gerne vorwerfen. Auch hier braucht es dringend Veränderung.

Noch im Frühjahr 2021 wurde von führenden Politikern mit deutlichen Worten darauf verwiesen, dass es keine allgemeine Impf- Pflicht geben werde. Es wurde auch gesagt, dass keine Sonderrechte für Geimpfte geplant wären. Zwischenzeitlich gibt es diese einst bestrittenen Sonderrechte und es wird intensive über ein allgemeine Impf- Pflicht diskutiert. Es mag ja sein, dass sich die medizinische Ausgangslage zwischenzeitlich geändert hat und die Politik ihre Maßnahmen deshalb anpassen muss. Dann sollten die Verantwortlichen das aber auch deutlich so kommunizieren und frühere Aussagen nicht einfach übergehen. Außerdem klingt eine Impf- Pflicht gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur wenig sinnvoll. Selbst wenn man davon ausgeht, dass Corona- Impfung eine  Grundimmunisierung bewirkt, ist zwischenzeitlich relativ klar, dass sie vor neuen Corona- Mutationen wie Omikron nicht effektiv schützen; was die offiziellen Daten aus den Ländern belegen, die diese Welle bereits hinter sich haben. Außerdem wird in der Diskussion viel zu wenig darauf hingewiesen, dass auch die durchstandene Corona- Infektion zu einer gewissen Immunisierung führt.

Für die christliche Geiende sollte es selbstverständlich sein, niemanden wegen seiner Einstellung zu Corona- Impfungen zu diskriminieren. Jeder sollte an den Angeboten der Gemeinde teilhaben können. Dazu kann man beispielsweise direkt vor den Veranstaltungen in der Gemeinde testen lassen oder spezielle Plätze einrichten für gefährdete Menschen oder für Gäste ohne Impfschutz. Es ist durchaus möglich, die gesetzlichen Auflagen zu erfüllen und gleichzeitig eine größtmögliche Offenheit zu praktizieren.

Gemeinden sollten sich nicht in eine politisch- ideologische Auseinandersetzung um Corona- Impfungen hineinziehen lassen. Zum einen gilt das Evangelium allen Menschen, ganz gleich ob sie den eigenen Lebensstil teilen oder ob sie mit der eigenen Corona- Meinung übereinstimmen. Gemeinden sollten weder Corona- Angst schüren, noch halbwahre Argumente von Corona- Skeptikern verbreiten. Christen sollten auf das Evangelium hinweisen, das Trost und Hoffnung vermittelt für alle Menschen. Sie sollten da sein für jeden, der Angehörige hat, die unter Corona leiden oder sogar an Corona gestorben sind und auch für Menschen, die schwere Nebenwirkungen von Corona- Impfungen befürchten oder unter den massiven Einschränkungen für Ungeimpfte leiden. Es ist schade, dass in vielen christlichen Kreisen entweder ungefiltert esoterische und ideologische Argumente von Impf- Gegnern weitergehend unkritisch weitergetragen werden. Es ist aber auch nicht akzeptabel, wenn Ungeimpfte als Christen zweiter Klasse betrachtet, verbal angegriffen oder aus der Gemeinde ausgegrenzt werden. Es braucht beides; eine kritische Überprüfung von problematischer Anti- Impf- Propaganda und eine kritische Begleitung politischer Corona- Maßnahmen. Es braucht eine Benennung überzogener Auflagen für Ungeimpfte und eine Annahme aller Menschen, die bei Jesus Christus Orientierung und Hilfe suchen.

(von Michael Kotsch)

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