Mitte Januar 2022 ist Herbert Achternbusch, der gefeierte bayrische Anarchist, Regisseur, Schriftsteller und Maler im Alter von 83 Jahren gestorben. Manche trauern ihm nach, andere weniger. Richtig bekannt geworden ist er mit seiner bewussten Provokation der christlichen Kirchen.
Bis zum Ende seines Lebens goss Achternbusch regelmäßig seinen Spott und seine Verachtung über die christlichen Kirchen und den Glauben aus, über den Staat, etablierte Kunst und bürgerliche Werte. In seinen Werken gibt es vor allem destruktive, zuweilen auch verzweifelte Kritik. Positive Perspektiven oder realistische Alternativen findet man bei Achternbusch kaum.
Achternbusch wuchs in einer kaputten Familie auf. Als nichteheliches Kind wurde er vor allem von seiner Großmutter erzogen und später von seinem Vater adoptiert. Nach einem Kunststudium lebte er zeitweilig mit einer Kollegin zusammen. Die Ehe scheiterte und Achternbusch lebte später unterschiedlich lang mit anderen Künstlerinnen und Schauspielerinnen. In diesen Beziehungen wurden sechs Kinder geboren.
Einen breiten Durchbruch hatte Achternbusch mit seinem Film „Das Gespenst“ von 1982. Wie auch bei anderen postmodernen Künstlern wuchs seine Popularität mit der bewussten Verletzung religiöser Gefühle. Wie wohl auch erhofft, kam es zu einem öffentlichen Blasphemie- Vorwurf. Wenig konstruktiv zeigt der Film, wie Jesus Christus in einem bayerischen Kloster vom Kreuz steigt, um dann mit einer jungen Ordensoberin zu schlafen. Wie nicht anders zu erwarten, demonstrierten Katholiken vor Kinos und alle Medien berichteten wochenlang über den in Szene gesetzten Skandal. Eine solche Werbung hätte Achternbusch wohl kaum auf eine andere Weise erhalten können und das sogar kostenlos. Der Streit über das Verbot des Films zog sich zehn Jahre hin und endete mit dessen Zulassung; vor allem aufgrund künstlerischer Freiheit. Die häufigste Kritik an Achternbuschs Film war dessen durchweg pessimistische, nihilistische Grundausrichtung und die gewollte Verletzung religiöser Gefühle.
In seiner gesellschaftlichen Szene, die das Destruktive liebt, christlichen Werten und bürgerlichen Ordnungen generell misstraut, fand Achternbusch schnell seinen Platz und konnte von seinen Büchern, Theaterstücken und Filmen leben, bzw. von den staatlichen und privaten Sponsoren.
Wie so viele andere zeitgenössische Kulturschaffende gefiel Achternbusch sich in seiner Rolle als Provokateur, als Feind des Glaubens, insbesondere des christlichen, als Kämpfer gegen Traditionen und Autorität. Richtig und Falsch wollte er einfach aus sich selbst heraus und nach seinem persönlichen Interesse bestimmen.
In einer Form selbstgefälliger Toleranz erwies Achternbusch sich Andersdenkenden gegenüber nur selten als wirklich verständnisvoll. Mit Forderungen zu mehr Freiheit, geistiger Weite und Toleranz meinte er eher eine Durchsetzung seiner eigenen Denk- und Lebensformen.
Als man ihn im Alter immer weniger beachtete, weil viele seiner Provokationen längst zum Mainstream geworden waren, fielen seine Kommentare zur aktuellen Kultur immer bissiger und verbitterter aus.
Seine Aussagen zum Glauben waren zumeist von einfachen Klischees geprägt und verrieten keine tiefere Sachkenntnis, weder was den christlichen Glauben betraf noch bezüglich anderer Religionen. Aber der Künstler hatte insgesamt auch nichts übrig für Gott, Moral, Bibel oder Jesus.
Zu seinem 70sten Geburtstag wurde Achternbusch unter anderem auch nach seiner Meinung über den christlichen Glauben und die Kirche gefragt. Sein abwertendes Statement fiel aus, wie kaum anders zu erwarten: „Für diese Idioten sollte man gar keine Geduld und kein Geld mehr haben. Die nützen uns nur aus. […] Schauen Sie mal hinein in den Katechismus! Sowas darf es doch gar nicht geben! Einen Film wie „Das Gespenst“ würde ich heute gar nicht mehr machen. Da drin stecken noch echte Gefühle. Jetzt ist da in Bezug auf die Christen gar nichts mehr. […] Die bessere Religion ist der Buddhismus, weil er auf dich als Mensch zugeht. Die Katholiken gehen ja immer nur auf ihre Lehrmeinung zu. Der Buddhismus sagt: ‚Ohne Menschen gibt es uns nicht.‘ Die Katholiken würden nie sagen, dass es ohne sie keinen Christus gäbe. Früher hatten sie die Gewalt, jetzt haben sie ihre Lehrmeinungen […] Die Religion ist unser Untergang.“
Wenn ein engagierter Christ bei der Kritik an den Machtstrukturen der katholischen Kirche vielleicht noch bedingt zustimmen kann, dann muss er die pauschale Ablehnung der Bibel und der christlichen Ethik doch deutlich zurückweisen. Achternbuschs stattdessen empfohlener Buddhismus einspricht auch nicht gerade der asiatischen Realität, sondern einem postmodern- esoterisch zusammengeschusterten Konstrukt. Der originale Buddhismus sucht eben gerade nicht den Menschen und seine subjektive Weltsicht, sondern zieht sich meditierend aus der Welt und von anderen zurück, will den Menschen verneinen und seine Persönlichkeit schlussendlich auflösen. Ganz im Gegensatz dazu hat sich Jesus Christus den einzelnen Menschen wirklich zugesandt, ihnen Anerkennung, Vergebung und ein neues, sinnerfülltes Leben angeboten. Aus seinem ideologischen Blickwinkel heraus konnte Achternbusch das aber offensichtlich nicht mehr erkennen.
Achternbuschs pessimistisches Lebemsmotto war: „Du hast keine Chance, aber nutze sie!“ In seiner grundnegativen, öden und destruktiven Weltsicht gab es keine echte Hoffnung, keine wirkliche Zukunft. Man kann jedem nur wünschen kein solches Leben führen zu müssen, was trotz seiner großen Popularität doch eher ein Beispiel dafür gibt, wie es nicht laufen muss. Es wundert nur wenig, dass sein Werk im Rückblick vor allem von Atheisten besonders gelobt wird. Christen, die mit Jesus leben und seinen Prinzipien vertrauen, haben eine positive Perspektive für dieses Leben und eine begründete Hoffnung für Liebe, Vergebung und Frieden in einem Leben nach ihrer irdischen Existenz.
(von Michael Kotsch)