Manche Leute quälen und töten andere Menschen aus Hass, Rache, Frust Langeweile oder einfach aus Böswilligkeit. Die meisten Morde geschehen erfahrungsgemäß im Kreis der Familie und Freude, sowie im Rahmen von Drogenkriminalität. Besondere Aufmerksamkeit aber genießen gewöhnlich Morde, die besonders grausam oder absurd wirken, Morde aus politischen oder religiösen Gründen. Religiös begründete Gewalttaten kann man heute leider besonders häufig in einem islamischen Umfeld beobachten. Aber auch Hindus, Buddhisten und Christen begehen religiös motivierte Morde. Manchmal geht es darum, gegen die echten oder vorgeblichen Feinde der eigenen Überzeugung vorzugehen. Oft werden religiöse Motive auch nur vorgeschoben, wenn es in Wirklichkeit um Neid, Eifersucht oder persönlichen Gewinn geht. Manchmal will man auch vorgebliche dämonische bzw. teuflische Einflüsse bekämpfen. Für materialistisch orientierte Menschen, die alles Übernatürliche aus ideologischen Gründen generell ausschließen, klingt das dann natürlich besonders skurril. Und tatsächlich geht es meistens nicht um den Teufel, sondern um einen religiösen Wahn in den man sich aus verschiedenen Gründen hineingesteigert hat.
Bei indigenen, katholisch geprägten Sekten in Panama kam es in den letzten Jahren gleich mehrfach zu religiös motivierten Morden. Die Leiter einer Gruppe beispielsweise, die sich „Kirche Gottes“ nannte, behaupteten, eine Botschaft von Gott bekommen zu haben. Nötigenfalls mit Gewalt sollten sie demnach gegen den Einfluss des Teufels in ihrer Gegend vorgehen. Daraufhin zerrten die Männer Verdächtige aus ihren Häusern und brachten sie in ihre Kirche, wo sie unter Folter über ihre vorgeblichen Kontakte zu okkulten Mächten verhört wurden. Dabei drohte man den Gefangenen, man würde sie notfalls töten, wenn sie ihre Sünden nicht bereuten.
Im Januar 2020 konnten mehrere Gefangene der Sekte „La Nueva Luz de Dios“ (Das neue Licht Gottes) fliehen und die Polizei alarmieren. Daraufhin wurden 15 weitere Personen befreit, die teilweise Spuren von Schlägen und Verbrennungen aufwiesen. Tagelang waren sie vorher gefangen gehalten worden, weil man meinte, sie stünden unter der Macht des Teufels. Die meisten Befreiten mussten in nahegelegenen Krankenhäuser behandelt werden.
In unmittelbarer Nähe entdeckte die Polizei ein Massengrab mit sieben Menschen, darunter eine Schwangere. Zehn tatverdächtige Sektenmitglieder wurden daraufhin festgenommen. Anschließende Untersuchungen und Verhöre ergaben, dass die Toten von den Sekten- Führern vor der ganzen Gruppe mit Stöcken und Macheten so lange geschlagen wurden, bis sie starben. Die Prozedur sollte vorgeblich den Teufel aus den Betreffenden austreiben. Weil das nicht so funktionierte wie erhofft, setzte man die grausame Prozedur fort, bis zu ihrem Tod.
Nach ausführlichen Untersuchungen wurden Ende 2021 sieben der Angeklagten zu 50 und zwei zu 47 Jahren Gefängnis verurteilt. Damit ging die Justiz außerordentlich hart gegen die für die Morde verantwortlichen Sekten- Mitglieder vor.
Auch wenn Morde aus politischen oder persönlichen Gründen weitaus häufiger sind, ist es erschreckend, dass Menschen ihre grausamen Taten an anderen mit religiösen Gründen zu rechtfertigen versuchen. In extremen Fällen kam es in der Vergangenheit deshalb leider auch zu Folter und Mord, beispielsweise in der Hexenverfolgung, der Gegenreformation oder dem freikirchlich orientierten Täufer- Reich von Münster. Religiös motivierte Gewalt ist eben nicht an eine bestimmte Konfession oder Religion gebunden. Auch Menschen, die es in ihrem Glauben durchaus ernst meinen und sich sozial positiv engagieren, können zu ungeistlicher Intoleranz und Gewalt verführt werden, wenn sie nur genügend ideologisch aufgehetzt werden. Das gilt, wie die Weltgeschichte überdeutlich zeigt, natürlich nicht nur für Religionen. Noch rücksichtsloser treten zumeist Menschen auf, die von ihrer Philosophie oder ihrer politischen Weltanschauung fanatisiert wurden. Im Namen von „Freiheit“, „Gerechtigkeit“ oder „Wahrheit“ waren solche Menschen bereit tausende Menschen grausam zu töten, in der Französischen Revolution, in der Euthanasie zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder in den verschiedenen kommunistischen Umstürze der vergangenen Jahrzehnte.
Selbst im christlichen Umfeld gibt es leider immer wieder Personen, die zu übergroßem Machtstreben, Gewalt und geistlichem Missbrauch tendieren. Aufgrund starker gesellschaftlicher Kontrolle bleibt es meist bei verbaler Gewalt und innerer Abhängigkeit. Manche Täter haben sich so weit in ihre Rolle hineingesteigert, dass sie wirklich davon überzeugt sind, ihre Anhänger durch psychischen und physischen Druck zu manipulieren, um sie vor dem Teufel zu schützen, bzw. zu Gott zu erziehen. Dabei vertrauen sie allerdings weit mehr auf ihre äußerst zweifelhaften Methoden, als auf das Wirken Gottes. Eine allgemeine Tendenz zu Gewalt und Machtausübung steckt offensichtlich in vielen Menschen. Manche leben das dann unmittelbar aus. Andere suchen sich eine weltanschauliche oder religiöse Rechtfertigung, an die sie nach einiger Zeit teilweise selber glauben. Christen sollten darauf achten, dass bei ihnen oder in ihrem Umfeld sich keine religiös begründete Gewalt oder geistlicher Machtmissbrauch etablieren kann, weil das Menschen schadet und weil so etwas vielleicht zu erzwungenen Verhaltensveränderungen führt, aber eben nicht zu einer wirklichen Verbindung mit Gott.
(von Michael Kotsch)
Eine Antwort auf „Religiöse Morde. „Das neue Licht Gottes““
Und wenn man in den Zeitungsnachrichten liest, daß der orthodoxe Papst der Kyrill I den Putinkrieg als „heiligen Krieg“ bezeichnet und die Soldaten an ihren „heiligen“ Soldatenschwur erinnert, müsste man dieses Morden in der Ukraine auch als religiösen Massenverblendung beurteilen.