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Olaf Latzel und Michael Kotsch

Während der vergangenen Jahre habe ich keinen Anlass gehabt, irgendetwas zur Arbeit von Pfarrer Olaf Latzel aus Bremen zu sage. Leider wird mir nun durch einen ausführlichen Beitrag zweier Pastoren einer eher unbekannten Gemeinde aus Oberursel bei Frankfurt eine Stellungnahme aufgezwungen. Die beiden Pastoren meinen offensichtlich der Christenheit einen Gefallen zu erweisen, indem sie einen ausführlichen Beitrag zu meinen vorgeblichen Äußerungen über Olaf Latzel veröffentlicht haben. Wer sich die Mühe macht, das selbst im Internet zu überprüfen, wird sehr schnell feststellen, dass ich weder schriftlich noch mündlich irgendetwas Kritisches gegen Olaf Latzel gesagt habe. Einzig und allein haben jene Pastoren eine Antwort von etwa 5 Minuten gefunden, die ich im Rahmen der internen Fragerunde in einer Gemeinde gegeben habe. Aus diesem kurzen persönlichen Kommentar haben die beiden Prediger nun einen Podcast von einer Stunde und 40 Minuten produziert, indem sie fleißig spekulieren, vermuten, unterstellen und kommentieren, was ich möglicherweise gemeint haben könnte. Dabei sahen sie es nicht einmal als notwendig an, nachzufragen ob ihre Annahmen und Unterstellungen auch tatsächlich meinen Aussagen und meiner Meinung entsprechen.

Für alle, die sich ihre Meinung nicht alleine durch Unterstellungen und Spekulationen bilden wollen ist hier nun also meine Stellungnahme zu Olaf Latzel. Als überzeugter Freikirchler sehe ich natürlich einige theologische Überzeugungen, für die Olaf Latzel als Pfarrer der evangelischen Kirche Bremens steht, kritisch. Im Gegensatz zu ihm praktiziere ich keine Kindertaufe, finde das ganze Konzept der Volkskirche problematisch, ich teile nicht die landeskirchliche Hervorhebung des Pfarrers über die Gemeinde. Auch die Interpretation des Abendmahls als Sakrament und die enge rechtliche Verbindung zwischen Kirche und Staat empfinde ich als problematisch.

Trotzdem schätze ich die lebendigen und anschaulichen Predigten Olaf Latzels. Er versteht es, die Bibel verständlich und lebensnah auszulegen. Dabei distanziert er sich deutlich von den relativierenden Methoden der Bibelkritik und ist auch bereit, öffentlich zu unpopulären Aussagen des Wortes Gottes z stehen. Vielen Menschen ist er damit eine Hilfe für das bessere Verständnis der Bibel und für ihren einen Zugang zu Gott.

Während seines Dienstes als Pfarrer der landeskirchlichen Gemeinde St.Martini in Bremen ist er aufgrund seiner Äußerungen immer wieder von kirchenfernen Gruppierungen und auch von Vertretern seiner eigenen Landeskirche übel angegriffen und diffamiert worden. Mit durchaus zweifelhaften Mitteln und öffentlichem Druck hat man mehrfach versucht, ihn zum Schweigen zu bringen. Man scheute auch nicht davor zurück, negative Gerüchte und Unterstellungen gegen ihn zu verbreiten. Dadurch aber ließ sich Olaf Latzel nicht einschüchtern. Das fordert Anerkennung. Letztendlich wurde er trotzdem von seiner Landeskirche zeitweilig seines Dienstes enthoben und aufgrund seiner polemischen Äußerungen Homosexuellen gegenüber vor Gericht in erster Instanz wegen Volksverhetzung verurteilt. Wohlgemerkt, das Urteil bezog sich nicht auf seine theologische Haltung, sondern auf die Bezeichnung von Homosexuellen als „Verbrecher“. Auch wenn Olaf Latzel das später zu erklären und zu relativieren versuchte, sind solche Aussagen in Deutschland strafbar, insbesondere, wenn sie in breiter Öffentlichkeit geäußert werden. Darüber hinaus ist Homosexualität in Deutschland nicht verboten, weshalb, auch rein sachlich natürlich nicht von „Verbrechen“ gesprochen werden kann.

Gerade weil Olaf Latzel im Allgemeinen sehr engagiert spricht, neigt er immer wieder zu besonders kräftigen und überspitzten Formulierungen. Genau die sind ihm hier zum Verhängnis geworden. Meiner Meinung nach sollte gerade ein so in der Öffentlichkeit stehender und kritisch von seinen Vorgesetzten beargwöhnter Pfarrer seine Worte aber mit besonderem Bedacht wählen. Allein von biblischer Klarheit her gibt er keine Notwendigkeit Homosexuelle oder die Veranstalter des Christopher- Street- Days generell als „Verbrechter“ zu bezeichnen und diese Aussage dann auch noch im Internet zu veröffentlichen. Das hilft keinem und trägt auch nicht zur Verbreitung des Evangeliums bei. Olaf Latzel hätte wissen können und müssen, dass Aufgrund seines überregionalen Auftretens alle seine Aussagen besonders kritisch beobachtet und gewertet würden. Meinem Eindruck nach gehen diese und andere Aussagen Olaf Latzels auf seine von vielen Zuhörern geschätzte Tendenz zu kräftigen Formulierungen und Überspitzungen zurück. Mit der Bezeichnung von Homosexuellen als „Verbrecher“, von islamischen Festen als „Blödsinn“ oder katholischen Reliquien als „Dreck“  hat er aber weder der Bibel noch seiner Gemeinde einen guten Dienst erwiesen. Nach einigem Druck hat sich Olaf Latzel zwischenzeitlich auch vorsichtig für diese Aussagen entschuldigt.

Wenn ein Prediger aufgrund seines Bekenntnisses zu biblischen Aussagen verurteilt wird, dann braucht es eine christliche Solidarisierung. Wenn Christen aufgrund polemischer, überspitzter oder unsachlicher Aussagen angegriffen und verurteilt werden, sind zumindest Einsicht und die Mäßigung der eigenen Ausdrucksweise zu wünschen. In der Bibel werden homosexuelle Menschen jedenfalls nicht generell als „Verbrecher“ bezeichnet. Übrigens sollte in der Diskussion nicht vergessen werden, dass alle Aussagen über Sexualmoral im Neuen Testament an Gläubige gerichtet werden, nicht an eine säkularisierte Gesellschaft.

Unabhängig davon sind die scharfen übelmeinenden Angriffe auf Pfarrer Olaf Latzel natürlich zu verurteilen. Allerdings bedeuten die momentanen Auseinandersetzungen weder für ihn noch für die Gemeinde St.Martini das wirkliche Ende. Die landeskirchliche Gemeinde könnte einen anderen bibeltreuen Pfarrer anstellen. Olaf Latzel könnte auch weiterhin als freier Redner oder als Prediger einer Freikirche tätig werden. Böse gemeinte Angriffe auf christliche Prediger wird es aufgrund einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft in der Zukunft wahrscheinlich noch häufiger geben. Umso notwendiger ist es für öffentlich auftretende christliche Redner gut zu überlegen, wie sie sich ausdrücken und was sie sagen. Provokation als rhetorisches Mittel zur Unterhaltung der Gläubigen jedenfalls ist da kaum angeraten, auch wenn das in manchen konservativen Kreisen viel Beifall findet. Menschen sollen durch das Erklären und Verbreiten des Evangeliums angesprochen und gewonnen werden. In Hinsicht auf seine Ausdrucksweise und sein öffentliches Auftreten kann Olaf Latzel meines Erachtens durchaus noch etwas positiv verändern. Ich jedenfalls wünsche Olaf Latzel, dass er auch weiterhin viele Menschen im Glauben motiviert und zu ihrem besseren Verständnis der Bibel beiträgt. Darüber hinaus ist es eine Schande, dass in der evangelischen Landeskirche Bremens ein Pastor wie Olaf Latzel diffamiert und bekämpft wird, der in weiten Teilen ganz in der positiven Tradition der Reformation beheimatet ist.

(von Michael Kotsch)

2 Antworten auf „Olaf Latzel und Michael Kotsch“

Guten Abend Herr Kotsch !
Seit einigen Jahren höre und sehe ich Beiträge von Ihnen bei Youtube.
Ich höre auch beinahe regelmäßig die Predigten und Bibelstunden von Pfarrer Latzel.
Ich denke beides hat mir im Glauben weiter geholfen , ich habe etwas dazu gelernt. Aus Ihrer Stellungnahme entnehme ich , dass Sie einige theologische Differenzen zu P. Latzel haben, die ich vertstehen aber als Laie nicht bewerten kann ( z.B. Kinder taufen ?) Im Übrigen teile ich Ihre Bewertung von P.Latzel, möchte aber dazu anmerken , dass ein sehr engangierter Prediger tausendmal besser ist als ein Leisetreter aus der Landeskirche ! Und es scheint so , als hätte der Mann auch eine gute Portion Mut. Nicht jeder legt sich öffentlich wegen der Verkündung des Wortes Gottes mit seinem Dienstherren an.
Ihre Beiträge empfinde ich immer als sehr sachlich – aber nicht kämpferisch , und das ist wohl auch so gewollt.

Zu den beiden Experten in Oberursel : Ich würde gern wissen, ob Sie über deren Beitrag zuerst auch gelacht haben oder ob Sie sich gleich fürchterlich geärgert haben. Das war beeindruckend flach , wie die Widersprüchen und Gegensätze an den Haaren herbei gezogen haben
Für Inquisitoren fehlt den beiden die Ausbildung und für Stasi sind die einfach nicht überzeugend genug. Ich studierte in Greifswald und dort hat die Stasi mich 1983 2 oder 3 Mal verhört – da müssen die beiden Wichtigmacher aber noch lange üben, bis sie mit der Nummer öffentlich auftreten können. Die spielen sich ungerufen als Oberschiedsrichter in einer Liga auf , zu der sie nicht dazu gehören.
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen bei Ihrer Arbeit und dass es bei solchen harmlosen Attacken aus der Medienwelt bleibt.
Michael Dengler , Jüterbog in Brandenburg

Vielen Dank für den freundlichen Kommentar und die ermutigenden Grüße. – Sicher, ich bin theologisch in einigen Punkten nicht mit Olaf Latzel einverstanden. Außerdem gefällt es mir nicht, dass er immer wieder unnötig Andersdenkende verletzt, wodurch diese Menschen eher verärgert als gewonnen werden. – Grundsätzlich aber stimme ich mit ihm weitgehend überein und habe ihm das auch schon persönlich gesagt.

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