Am Donnerstag den 24.Juni 2021 war in Miami Beach (Florida / USA) ein zwölfstöckiges Hochhaus eingestürzt und begrub seine Bewohner im Schutt. Mit einem großen Knall war die Hälfte eines 40 Jahre alten Gebäudeblocks namens „Champlain Towers“ in sich zusammengefallen. In dem strandnahen Hochhaus befanden sich vor allem Eigentumswohnungen.
Ohne Vorwarnung brach das Gebäude gegen 2.00 Uhr nachts innerhalb kürzester Zeit zusammen. Die meisten Menschen lagen zu diesem Zeitpunkt in ihren Betten. Nach einem prächtigen Sommertag hatte wohl niemand eine solche persönliche Katastrophe erwartet. Keiner der betroffenen Bewohner hatte damit gerechnet, so schnell zu sterben. Wie durch ein Wunder konnten in den Stunden nach dem Einsturz 37 Personen lebendig aus den Trümmern gerettet werden. Zuerst sprach man von 99 Vermissten und einem Toten. Drei Tage später erhöhte sich die Zahl auf 159 vermissten Personen. Waren am Anfang in den Trümmern noch Klopfgeräusche von Verletzen zu hören, gibt es zwischenzeitlich kaum noch Hoffnung auf Überlebende. Selbst die aus dem Schutt geborgenen Leichen sind häufig entstellt und können nur über einen DNA- Abgleich identifiziert werden.
Zwischenzeitlich wird natürlich intensiv nach den möglichen Ursachen für den Zusammenbruch des Hauses gesucht. Bei einer routinemäßigen Gebäudeprüfung aus dem Jahr 2018 waren Probleme an einer Betondecke unter dem Pooldeck sowie zahlreiche Risse und abbröckelndes Material an den Säulen, Trägern sowie den Wänden der Tiefgarage bemängelt worden. Die beobachteten Schäden an Armierung und Beton gehen wahrscheinlich auf die salzhaltige Meeresluft zurück. Für die nächsten Monate waren deshalb umfangreiche Erneuerungsarbeiten geplant, die jetzt offensichtlich zu spät kommen.
Für die Betroffenen ist der Einsturz dieses Hochhausblocks eine Katastrophe, finanziell, vor allem aber auch körperlich und psychisch. Vielen wird es wahrscheinlich noch lange schwerfallen, einfach am Abend in ihrem Bett ruhig einzuschlafen. Gegenüber Baumängeln oder ungewohnten Geräuschen in den sie umgebenden Gebäuden, werden sie noch lange äußerst sensibel reagieren. Einige werden wohl den Rest ihres Lebens von den körperlichen Schäden dieser Nacht begleitet werden. Sicher wird es noch Wochen dauern, ehe alle Angehörige Gewissheit bekommen über ihre vermissten Freude und Familienangehörige. Juristische Auseinandersetzungen und Prozesse werden vermutlich noch Jahre in Anspruch nehmen. Die breite Öffentlichkeit aber wird sich schon in wenigen Tagen wieder einer neuen Katastrophe zuwenden und bald schon vergessen, was das Leben hunderter Menschen von einer Minute auf die andere grundsätzlich veränderte.
Natürlich sollte die Nachricht vom Zusammenbruch eines solchen Hochhauses Bestürzung und Mitgefühl auslösen. Wer vor Ort wohnt, könnte auch praktische Hilfe leisten. Christen werden für Helfer, Opfer und Angehörige beten. Gleichzeitig sollte eine solche Katastrophe in einer weitgehend friedlichen Umgebung aber auch grundsätzlich zum Nachdenken bringen, über den Wert und das Ende des eigenen Lebens. Rein statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit natürlich äußerst gering bei einem ähnlichen Einsturz zu sterben. Andere aber verlieren ihr Leben ebenso unerwartet und häufig auch unvorbereitet; durch einen Absturz beim Bergsteigen, durch einen Stromschlag, eine Lebensmittelvergiftung oder einen Herzinfarkt. Obwohl wahrscheinlich jeder die kommenden Tage und Jahre plant, kann das Leben durchaus ganz schnell vorbei sein. „Gott, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden“, heißt es in diesem Zusammenhang in Psalm 90, 12. Mit dem Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit könnte die Dankbarkeit für jeden weiteren Tag deutlich steigen. Wer sich nicht nur vom blinden Zufall abhängig wissen will, wird sich verstärkt an Gott erinnern, der letztendlich über Leben und Tod entscheidet. Das Wissen um die Begrenztheit es eigenen Lebens kann auch dazu beitragen, sich nicht so schnell über Nebensächlichkeiten aufzuregen oder dringende Aufgaben und Gespräche nicht endlos in die Zukunft zu verschieben. So ein plötzlicher Tod, wie der durch den Einsturz eines Hochhauses, fordert natürlich auch dazu heraus, sich ernsthaft Gedanken über das Leben nach dem körperlichen Tod zu machen.
(von Michael Kotsch)