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Corona + Ethik

Im Zusammenhang mit der aktuellen Corona- Pandemie wird zum Teil heftig gestritten. Dabei geht es zumeist um verschiedene politische, wirtschaftliche und medizinische Themen. Intensiv werden besonders häufig die Gefährlichkeit des Virus und der Sinn verschiedener staatlicher Schutzmaßnahmen diskutiert. Dabei wird immer deutlicher, dass viele Politiker, Journalisten und Mediziner die möglichen Auswirkungen von Corona wahrscheinlich deutlich überschätzt haben. Nach monatelangen Forschungen an dem neuen Virus zeichnet sich immer mehr ab, dass insbesondere die Sterblichkeitsrate deutlich niedriger liegt als erst angenommen. Eine neue Meta- Studie der Stanford-Universität kommt bei Auswertung von 61 Einzelstudien zu einer Sterblichkeit von 0,23 % der Erkrankten, bei einer verhältnismäßig jungen Bevölkerung.

In Deutschland rechneten Politiker im Frühjahr noch mit 2-3% und zwischenzeitlich mit 1%. Diese Zahl ist so wichtig, weil sie die zum Teil drastischen Schutzmaßnahmen  mit deutlichen Einschränkungen begründen oder eben nicht begründen kann. Bei einer Sterblichkeit von lediglich 0,23 % sind die immense Neuverschuldung des Staates, der mehrwöchige Stillstand vieler Teile der Wirtschaft, Verbote zur Ausübung des Berufs, Einschränkung vor Religions- und Versammlungsfreiheit, sowie die Einschränkung der medizinischen Versorgung und der Freizügigkeit nur schwer zu rechtfertigen. Für die Politik ist es natürlich jetzt herausfordernd eine Wende hinzubekommen, ohne das Gesicht zu verlieren oder zukünftige Wahlchancen zu vertun. Auf der anderen Seite hat sich die Gefährlichkeit von Corona vielfach bestätigt, sodass Verschwörungsideen über die behauptete Erfindung von Corona oder über eine „geheime Weltregierung“ eher ins Reich der Fabeln verwiesen werden müssen.

Vor allem geht es mit in diesem Beitrag aber um drei ethische Fragen im Zusammenhang mit der Corona- Pandemie.

Besonders häufig wurde von Christen im Zusammenhang mit Corona, ihre Stellung zum Staat diskutiert. Viele äußerten ihre durchaus nachvollziehbaren Bedenken bezüglich der teilweise drastischen Corona- Schutzmaßnahmen. Und tatsächlich muss man ja nicht mit jeder öffentlichen Sichtweise übereinstimmen. Manche zogen daraus dann aber den etwas übereilten Schuss, dem Staat ihren Gehorsam zu verweigern. Für manche blieb das nur bei Worten, andere handelten provokativ gegen staatliche Corona- Vorschriften. Teilweise wurde argumentiert, dass man zum „Widerstand“ gegen den Staat verpflichtet sei, weil man die medizinische Einschätzung doch besser überschauen könnte als die öffentlichen Stellen.

Nun hat der Staat tatsächlich kein Wahrheitsmonopol. Auch Politiker können irren oder Situationen falsch einschätzen. Die biblische Verpflichtung des Christen zum Gehorsam gegenüber dem Staat aber ist nicht an allgemeine Einsichtigkeit oder Gerechtigkeit einer Maßnahme gebunden. Der Christ ist auch gegenüber ungerechten oder ungerecht empfundenen  Regeln des Staates zum Gehorsam verpflichtet, solange kein deutliches Gebot Gottes verletzt wird. Nur in diesem Fall ist er dann seinem Gewissen, bzw. Gott mehr verpflichtet als Regierungsanweisungen. Diese Situation ist bei Maskenpflicht, Gottesdienst- Einschränkungen oder zeitweiligen Geschäftsschließungen allerdings noch nicht erreicht.

Natürlich kann sich der Christ in solchen Fällen durchaus berechtigt an Gerichte wenden. Der biblische Aufruf zur Unterordnung aber bleibt davon unberührt. – Die ersten Christen lebten in einem Staat der gelegentlich willkürlich oder sogar offen ungerecht reagierte, wenn er beispielsweise Menschen versklavte, ungerechte Steuern erhob oder Angriffskriege führte. Trotzdem forderten Jesus und Paulus eine  generelle Unterordnung unter die Gesetze dieses Staates.

„Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott eingesetzt. Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes.“   (Röm 13,1+2; ähnlich 1Petr 2, 13-15)

Gerade weil Corona von Menschen unterschiedlich eingeschätzt wird und Menschen auch unterschiedlich trifft, ganz abhängig von der jeweiligen Gefährdungsgruppe, stellt sich die wichtige Frage, wie man in dieser Situation miteinander umgeht. Viele postmodern geprägte Menschen tendieren zu einer überwiegend egoistischen Sicht- und Handlungsweise. Ihre Meinung zu Corona bilden sie sich vor allem anhand der eigenen Interessen. Man möchte möglichst wenig persönliche Einschränkungen in der Lebens- und Freizeitgestaltung. Viele tendieren deshalb zu einer Corona- skeptischen Grundhaltung und richten sich nach staatlichen Corona- Regeln nur, wenn sie dazu gezwungen werden. Personen mit einem höheren Gefährdungsgrad fordern von jedem eine strikte Einhaltung aller offiziellen Corona- Regeln und bewerten Menschen danach, inwieweit sie hier mitmachen. Dann gibt es natürlich auch noch die Menschen, die schon immer skeptisch dem Staat und den großen Medien gegenüberstanden.

Nun geht es mir hier auch nicht darum, zu entscheiden, wer mit seiner Einschätzung oder seinem Verhalten letztendlich recht hat. Wer als Christ mit Menschen verschiedener Corona- Meinungen zu tun hat ist aber herausgefordert, richtig mit dem anderen umzugehen, ohne ihn immer zur eigenen Meinung bekehren zu können. Christen sollten Corona nicht als Hauptthema haben und schon gar nicht daran die Wertschätzung ihres Gegenübers festmachen. Ganz eindeutig handelt es sich bei Corona um kein geistlich entscheidendes Thema.

Auch Christen mit sehr unterschiedlichen Corona- Einschätzungen sind durch viel mehr miteinander verbunden als durch die Meinungsverschiedenheit getrennt. Das darf in einer Gemeinde nie aus dem Blick verloren und muss immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Auch bei den unterschiedlichen Corona- Meinungen sollte man zumindest noch geduldig zuhören und sich bemühen, den anderen zu verstehen. Im praktischen Handeln ist es notwendig, die eigene Freiheit um der Bedenken oder der wirklichen Gefährdung des anderen willen nicht auszuleben, sondern in praktischer Nächstenliebe den anderen vor einer möglichen Infektion zu schützen oder ihm durch dieses Angebot überhaupt erst zu ermöglichen, angstfrei an gemeinsamen Veranstaltungen teilzunehmen zu können.

„Ihr seid zur Freiheit berufen, liebe Geschwister! Nur benutzt die Freiheit nicht als Freibrief für das eigene Ich, sondern dient einander in Liebe!“ (Gal 5, 13; ähnlich 1Kor 8, 9-11)

Gerade angesichts Corona zeigt sich wieder einmal die Notwendigkeit einer allgemeinen und dann auch einer christlichen Medienkompetenz. In der aktuellen Situation besteht die beispielsweise darin, das Bibellesen und die Beschäftigung mit überzeitlichen geistlichen Themen nicht zu vernachlässigen, auch wenn einen ständig unzählige, scheinbar äußerst wichtige Corona- Nachrichten erreichen. Zum einen wird man seinen Alltag auch gut bewältigen, wenn  man nicht alle neuesten Corona- Nachrichten kennt. Zum anderen hilft die biblische Besinnung einen kühlen Kopf zu bewahren und auch die biblische Grundperspektive für die Welt und das eigene Leben nicht zu verlieren.

Dann sollten Christen sich auch dazu zwingen, ausnahmslos allen Medien- Meldungen mit einer gehörigen Portion Skepsis zu begegnen, ganz besonders, wenn eine Meinung vertreten wird, mit der man selbst eigentlich sympathisiert. Gerade dann ist ein Mensch nämlich häufig am wenigsten kritisch und übernimmt besonders leicht Falschinformation. Der eine muss lernen, die Meldungen der großen Medien kritische zu hinterfragen. Der andere muss dasselbe im Umgang mit seinen Alternativmedien einüben. Auch wer korrekt auf Fehler in der offiziellen Berichterstattung hinweist, muss deshalb mit seiner eigenen Konzeption der Wahrheit noch lange nicht im recht sein. Christen müssen sich immer wieder ihrer biblischen Denkgrundlage vergewissern und die dann als zuverlässige Prüfinstanz nutzen. Dabei genügen natürlich nicht allein die in einem Vortrag genannten Bibelverse.

Um eine Meinung oder Meldung zu überprüfen, sollte man die darin enthaltenen Behauptungen und Begründungen aufschreiben und auf ihre Stimmigkeit prüfen. Dann sollte man die wichtigsten genannten Daten überprüfen, nach Möglichkeit natürlich nicht aus derselben Quelle, die man gerade prüft oder aus deren Umfeld. Immer muss auch auf den wichtigen Unterschied zwischen möglicherweise plausibler Behauptung und Beweis geachtet werden. Außerdem ist es absolut notwendig, nach anderen, vielleicht viel plausibleren Interpretationen der genannten Fakten und Behauptungen zu suchen. Keinesfalls sollte ein Christ leichtfertig Informationen weitergeben oder teilen, ehe er sie nicht selbst gründlich geprüft hat. Jeder hat die Verantwortung für das was er anderen empfiehlt. Besonders leicht fällt man auch hier auf Beiträge herein, die Meinungen vertreten mit denen man ohnehin sympathisiert.

„Ansonsten denkt über das nach, meine Geschwister, was wahr, was anständig und gerecht ist! Richtet eure Gedanken auf das Reine, das Liebenswerte und Bewundernswürdige; auf alles, was Auszeichnung und Lob verdient!“ (Phil 4, 8)

Für Christen gilt: „Wenn wir geschmäht werden, segnen wir; wenn wir Verfolgung leiden, halten wir stand; wenn wir gelästert werden, spenden wir Trost.“ (1Kor 4, 12+13)

(von Michael Kotsch)

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