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Hamas & Israel. Krieg in den Medien

Seit dem Terror- Angriff der Hamas ist der Krieg in Nahost auch in den sozialen Netzwerken allgegenwärtig. Analysen zeigen, dass die pro-palästinensische Seite dort deutlich stärker vertreten ist als die pro- israelische.

Auf TikTok, dem Kurznachrichtendienst X, Instagram und anderen Sozialen Netzwerken wurden unzählige Posts, Videos und Infotafeln zum gegenwärtigen Krieg geteilt. Geschichten über Palästinenser, insbesondere getötete Kinder, über radikale jüdische Siedler und deutliche Kritik an der israelischen Regierung kommen im Internet besonders gut an. Unabhängig von ihrer Qualität oder ihrem Wahrheitsgehalt entsprechen solche Meldungen der Weltsicht vieler, insbesondere junger Nutzer.

Gewöhnlich finden sich in den Posts nur sehr wenig wirklich neue Argumente. Zumeist wird lediglich das wiederholt, was man schon seit Jahrzehnten vertritt. Die altbekannten Positionen werden dann lediglich mit einigen aktuellen Zitaten und Daten ergänzt. Viele Beiträge laufen darauf hinaus, dass Israel als bösartige Besatzungsmacht und Palästinenser pauschal als Freiheitskämpfer eingeordnet werden. Terroristen der Hamas oder der Hisbollah können eigentlich machen was sie wollen. Ganz gleich, wie viele Juden oder Christen sie töten, für die Sympathisanten der Palästinenser ist jeder Anschlag gerechtfertigt, weil die Täter als unschuldige Opfer betrachtet werden. Jahrzehntelanger Terror, die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung, die Absicht Israel auszulöschen oder die Unfähigkeit Palästinensern eine konstruktive Zukunftsperspektive zu vermitteln, verschwinden in der persönlichen Weltsicht regelmäßig hinter den Toten der Anschläge.

Beiträge, die sich mit dem Terror der Hamas beschäftigen, die auf jüdische Opfer eingehen oder die das Leid der Angehörigen israelischer Geiseln beschreien, erhalten in sozialen Netzwerken nur wenig Aufmerksamkeit und noch wenig Zustimmung. Die Algorithmen sozialer Netzwerke verstärken diese Tendenz einseitiger Wirklichkeits- Wahrnehmung noch einmal. Weil sie bestimmte Stichworte enthalten und häufiger angesehen werden, werden pro- palästinensische Posts den Nutzern auch viel häufiger angeboten. Dadurch verstärkt sich die Einseitigkeit des Blickwinkels noch einmal.

Während in Deutschland über TikTok und Instagram 5,6 Millionen pro- palästinensische Beiträge geteilt wurden, waren es im gleichen Zeitraum lediglich 132 000 die sich mit dem Leid und der Sichtweise der Israelis beschäftigten. International wurden pro- palästinensische Beiträge 23,1 Milliarden mal angesehen. Pro- israelische Posts erhielten in der gleichen Zeit nur 211 Millionen Aufrufe. Die palästinensische Flagge wird derzeit rund hundert mal häufiger gepostet als die israelische. Auch wird über palästinensische Opfer viel mehr gesprochen als über israelische. Palästinensische Gewalt hingegen wird deutlich seltener thematisiert als israelische.

Ein wesentlicher Grund bei der massiv stärkeren Verbreitung pro- palästinensischer Nachrichten liegt schon alleine in der Bevölkerungsstatistik. Auf weltweit etwa 15 Millionen Juden kommen zwei Milliarden Muslime, die immer auf der Seite der Palästinenser stehen, ganz gleich was auch passiert. Die gefühlte Solidarität unter Muslimen ist dabei deutlich wichtiger als die konkrete Auseinandersetzung mit den aktuellen Ereignissen. Daneben gibt es in vielen Ländern eine generelle politische Kritik an Juden und Israel. Auch leben in Deutschland viel mehr Muslime als Juden. Ganz gleich was auch passiert tendieren Muslime dazu, die von Muslimen verübte Gewalt eher zu entschuldigen, an Muslimen verübte Gewalt aber strikt zu verurteilen. In der linken und der islamischen Szene werden fast nur pro- palästinensische Beiträge veröffentlicht und geteilt. Eine vergleichbare pro- israelische Szene hingegen existiert nicht.

Nach aktuellen Untersuchungen der „Anti-Diffamierungs-Liga“ (ADL) werden in vielen pro- palästinensischen Beiträgen die Kritik am Vorgehen der israelischen Armee mit generell antisemitischen und israelfeindlichen Argumentationen und Behauptungen verbunden, die sich über Jahrzehnte hinweg in der arabischen Welt fest etabliert haben. Dort finden sich regelmäßig sogar positive Anspielungen auf den nationalsozialistischen Holocaust an den Juden.

Auffällig ist auch, dass pro- palästinensische Internet- Nutzer Meldungen mit ihrer Sichtweise deutlich häufiger verschicken und liken als Personen, die Israels militärisches Vorgehen gegen die Hamas unterstützen. Gerade für jüngere Nutzer entsteht aufgrund der sehr einseitigen Übergewichtung pro- palästinensischer Sichtweisen in Sozialen Netzwerken der Eindruck, dass im Nahost- Konflikt die Fakten ganz klar liegen. Pro- palästinensische Medien- Nutzer greifen deutlich seltener auf Inhalte pro- israelischer Beiträge zu, als umgekehrt.

Die Beliebtheit pro-palästinensischer Posts hängt Untersuchungen zufolge wenig mit deren Informations- und Wahrheitsgehalt zusammen. Besonders häufig werden emotionale Bilder und Texte geteilt, mit plakativem und besonders eindrücklichem Inhalt. Journalisten und  Influencer, die um Ausgewogenheit bemüht sind, haben statistisch gesehen größere Mühe, Reichweite zu erlangen, als solche, die immer wieder Posts verbreiten, die sich mit dem Schicksal der Palästinenser befassen. Das führt pragmatische Influencer dazu, eine pro- palästinensische Perspektive zu unterstützen, um den eigene Bekanntheitsgrad zu erweitern. Momentan funktioniert diese Strategie, weil pro- palästinensische Internetnutzer, deutlich weniger an ausgewogenen Darstellungen interessiert sind als nach weiteren Bestätigungen ihrer einmal eingenommenen Sichtweise. Viele Nutzer befinden sich schon sehr bald in der sogenannten „Echokammer“ und haben einen zunehmend einseitigen Blick auf den eigentlich hochkomplizierten Themenkomplex.

Jeden Tag werden seit den Terroranschlag der Hamas über soziale Netzwerke falsche Bilder und Nachrichten über die Ereignisse verbreitet, von pro- palästinensischer Seite aus deutlich häufiger als von denen, die Israels Vorgehen rechtfertigen wollen. Ein Video soll beispielsweise beweisen, dass Hamas- Terroristen einen israelischen Kampfhubschrauber abgeschossen haben. In Wirklichkeit ist der Film eine Szene aus dem relativ lebensechten Videospiel „Arma 3“. Ein anderer, häufig geteilter Beitrag soll den Angriff israelischer Flugzeuge auf Gaza zeigen. Auch diese Szene stammt aus demselben Videospiel. IDie meisten privaten Nutzer aber scheinen die Bilder für Realität zu halten, wie die Kommentare nahelegen.

Ein anderes, von pro- palästinensischen Aktivisten verbreitetes Video, soll den panischen Abtransport israelischer Kampfjets zeigen. In Wirklichkeit ist das Bild aber schon viel älter und hat nichts mit dem Gaza- Krieg zu tun. In einem anderen Video sind viele Hochhäuser und Rauch zu sehen. Im Hintergrund hört man Menschen schreien und lautes Knallen. In der Unterschrift wird behauptet, es handele sich um Originalbilder aus Gaza. In Wirklichkeit aber ist die Szene vor einem halben Jahr in Algerien aufgenommen worden.

In gefälschten Posts, die vorgeblich Artikel israelischer Zeitungen wiedergeben sollen, wird von dem dramatischen Gesundheitszustand des Ministerpräsidenten gesprochen oder von besonders kriegerischen Aussagen israelsicher Politiker. In Wirklichkeit aber handelt es sich dabei um palästinensische Fälschungen, wie genauere Untersuchungen ergaben.

Auch zahlreiche Bilder von Toten stammen nicht von dem momentanen Krieg. Obwohl sie deutlich älter sind, werden sie erneut verbreitet, weil sie unmittelbar die gewünschten Emotionen wecken. In den meisten Fällen kann man nicht mehr genau feststellen, wer die Falschinformationen in die Welt gesetzt hat. Im Krieg der Medien spielt es aber auch gar keine Rolle, ob eine Information oder ein Bild wahr sind oder nicht. Vor allem kommt es darauf an, bei den Nutzern möglichst schnell, möglichst heftige Gefühle zu wecken. Man kann sich sicher sein, dass kaum ein Nutzer die entsprechenden Nachrichten kritisch überprüft. Wenn später tatsächlich herauskommt, dass es sich um eine Falschinformation gehandelt hat, interessiert das gewöhnlich niemanden mehr und nur eine relativ kleine Gruppe hört überhaupt davon.

Hamas- Terroristen wissen natürlich, dass sie militärisch gegen die Armee Israels momentan keine Chance haben. Aus der Vergangenheit wissen sie aber auch, dass sie mit einer Inszenierung der eigenen Opfer eine weltweite Welle medialer Zustimmung erzeugen können.

Das ist wahrscheinlich auch das eigentliche Ziel des Terrorangriffs der Hamas auf Israel. Der palästinensischen Bevölkerung bringen solche Aktionen erfahrungsgemäß gar nichts. Doch Hamas- Terroristen kalkulieren in ihrer Strategie palästinensischer Opfer von vorneherein mit ein. Sie brauchen solche Opfer sogar, um ihren Medien- Krieg erfolgreich führen zu können. Seit ihrer Gründung 1989 hat die Hamas das Ziel Israel zu zerstören und alle Juden aus dem Nahen Osten zu vertreiben. Dieses Ziel können sie nur erreichen, wenn sie eine möglichst große Weltöffentlichkeit hinter sich bringen können.

Unangenehmen Fragen weicht man regelmäßig aus: zB. warum die Hamas- Regierung trotz internationaler Unterstützung das von ihr regierte Land in den vergangene 20 Jahren nicht vorangebracht hat oder warum man in den eigenen Gebieten keine Demokratie und Meinungsfreiheit zulässt. Statt bei ewigen Schuldzuweisung stehenzubleiben und sich seit 70 Jahren immer mit einer Opferrolle zu entschuldigen, sollten palästinensische Führer ihrer Bevölkerung positive und realistische Ziele setzen, eine Perspektive zum Aufbau der von ihnen positiv regierten Gesellschaft vermitteln. Stattdessen überwiegen in den Palästinenser- Gebieten die täglichen Hass- Botschaften auf Juden, Christen, Israel und die Länder des Westens.

(von Michael Kotsch)

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