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Kremation – Feuerbestattung!? (Teil2)

Die Gründe

Oft wird die Kremation als die deutlich günstigere Form der Bestattung beworben. Prinzipiell trifft das auch zu. Der größte Kostenfaktor allerdings ist in allen Fällen gleich. Gebühren und Aufwendungen für Verwaltung, die Herrichtung, Einsargung und den Transport der Leiche beispielsweise unterscheiden sich kaum. Schlussendlich ist eine normale Erdbestattung im Durchschnitt etwa 700 EUR teurer als die Kremation.

Im offensichtlichen Gegensatz zur landläufigen Auffassung ist die Verbrennung der Leiche nicht eben ökologisch. Für die Kremation ist eine erhebliche Menge Energie notwendig, vor allem Gas. Tatsächlich benötigt ein Kremationsofen pro Einäscherung durchschnittlich etwa 285 Kilowattstunden Gas und 15 Kilowattstunden Strom – etwa gleich viel Energie wie ein durchschnittlicher Deutscher in einem Monat verbraucht. Um das ganze ökologischer zu gestalten bietet derzeit ein schottischer Hersteller eine modifizierte Form der Kremation an. Dabei wird der Leichnam vor der Verbrennung in ein Bad mit Lauge gelegt, die alles weichere Gewebe ablöst und zersetzt, ehe der Rest verbrannt wird.

Erdbestattungen benötigen auch nicht prinzipiell mehr Platz als Urnen, wie häufig angenommen. Das ist zumeist lediglich eine Frage der Umsetzung und des Ausprobierens neuer Formen der Bestattung. Römischen Christen der Antike beispielsweise hatten ihre Toten mit ganzem Körper auf mehreren Ebenen unter der Erde bestattet, den sogenannten Katakomben. Dabei wurde, von der Erdoberfläche aus betrachtet, nur äußerst wenig Fläche verbraucht.

Gelegentlich wird auch mit der geringeren Pflege bei einer Urnenbeisetzung argumentiert. Das aber muss kein wirklicher Unterschied sein. Auch bei Erdbestattungen kann man heute auf einem Rasen oder in einem Wald beigesetzt werden, die dann von der Friedhofsverwaltung gepflegt werden. Wenn gute Gründe für eine Erdbestattung sprechen, sollte man neue Formen zulassen oder entwickeln, die weniger Platz, weniger Kosten und weniger notwendiger Pflege benötigen als bisher. Beispielsweise könnte man mehrere Särge untereinander auf derselben Grabfläche bestatten oder in den Wänden eines unterirdischen Gangs wie bei den römischen Katakomben oder in dem neuen Friedhof von Jerusalem. Man könnte auch oberirdisch eine Art Schubkastensystem entwickeln, in dem die Särge neben- und übereinander untergebracht werden. Jeder „Schubkasten“ könnte dann mit einer kunstvollen Grabplatte abgeschlossen werden, die an den Verstorbenen erinnert.

Sicher spielt es bei der Form der Bestattung immer auch eine wichtige Rolle, welchen Wunsch der Verstorbene oder seine Angehörigen geäußert haben und was in der jeweiligen Region üblich ist, bzw. zu problematischen Missverständnissen führen könnte. Bei der Meinungsbildung sollten neben gesellschaftlichen Trends und familiären Gewohnheiten aber auch ethische Aspekte berücksichtigt werden. Bei christlich orientierten Menschen haben natürlich auch in dieser Frage die Aussagen der Bibel eine große Bedeutung.

Die Bibel

In der Bibel findet sich kein deutliches Verbot von Kremation. Obwohl Feuerbestattungen sowohl in der Umwelt des Alten als auch in der des Neuen Testaments vorkamen, werden sie in der Bibel nicht erwähnt. Fromme Juden und Christen ließen sich allerdings ausschließlich begraben.

Abraham kaufte sich einen Begräbnisplatz in der Höhle Machpela (1Mose 15,15; 23,4). Ebenso begruben die Patriarchen ihre Frauen und wurden auch selbst begraben (1Mose 49, 13). Die Gebeine Josephs wurden von den Israeliten aus Ägypten zur Bestattung mit nach Kanaan genommen (2Mose 13, 19). Die meisten israelischen Könige wurden feierlich mit ihrem ganzen Körper begraben, wie David und Salomo (1Kön 2, 10; 11, 43). Auch Jesus wurde in einer Grabhöhle beigesetzt, genauso wie es bereits von den Propheten angekündigt worden war (Mt 27,57-60; Joh 19,31-37; Jes 53,9).

Gewöhnlich wurde der Leichnam als Überrest der Schöpfung Gottes ehrenvoll behandelt. Zur Zeit des Neuen Testaments wurde er einbalsamiert und mit Tüchern umwickelt (Mt 27, 57-61; Lk 24, 1f.; Joh 11, 39-44). Nach der Verwesung wurden die Kochen eingesammelt und für „ewig“ in sogenannten Ossuarien aufbewahrt; verzierten Steinkästen mit einer Inschrift, die an den Verstorbenen erinnerte. In gewisser Weise könnte man Kremation vor diesem Hintergrund auch als eine Form von Leichenschändung betrachten, weil der Körper dabei absichtlich zerstört wird.

Nie wird in der Bibel Kremation als positive Form der Bestattung erwähnt. Fast immer, wenn es darum geht, den Körper eines Menschen zu verbrennen, geht es in der Bibel um ein irdisches oder himmlisches Gericht. Für manche schwere Sünden wurde im Alten Testament Verbrennung gefordert (3Mose 20, 14; 21, 9). Achan sollte verbrannt werden, nachdem er sich unrechtmäßig an der Kriegsbeute Israels bereichert und damit das ganze Volk in eine Krise gestützt hatte (Jos 7, 24f.). Die hartnäckigen Sünder der Städte Sodom und Gomora wurden von Gott mit Feuer vernichtet (1Mose 19, 23-29), ebenso wie die ungerechten Feinde Israels (Jes 33, 12). Johannes der Täufer kündigte ein göttliches Feuergericht über Sünder an (Lk 3, 9.17). Auch als Strafe für den Teufel und seine Anhänger sieht die Bibel ein ewiges Feuer vor (Offb 20, 10).

Zwar wurde auch der Leichnam Sauls und seiner Söhne verbrannt; nicht aber als vorbildliche Bestattung, sondern eher als Notlösung, um die Feinde Israels daran zu hindern, die Leichen öffentlich zu schänden (1Sam 31, 12).

Im Alten Testament wird auch der Brauch erwähnt, Kinder heidnischen Göttern zu opfern, indem man sie verbrannte (5Mose 12, 31; 2Kön 17, 15-17). Das wird dann eindeutig negativ bewertet, selbst wenn es dabei nicht um eine Bestattung im eigentlichen Sinn ging.

Die alttestamentlich formulierte Auferstehungshoffnung für das Volk Israel bzw. für den einzelnen Gläubigen geht von der Bestattung des Verstorbenen in der Erde aus (vgl. Hes 37). Von Paulus wird die Leiche mit einem Samen verglichen, den man in der Erde vergräbt, damit daraus einmal ein neuer Leib / eine neue Pflanze wächst (1Kor 15, 35-38; 42-44).

Wer allerdings bei einem Hausbrand oder bei einer Explosion ums Leben kommt, muss nicht befürchten ewigen Schaden davonzutragen (Mt 10, 15). Gott ist bei der Auferstehung eines Menschen nicht auf die weniger Überreste einer Leiche im Erdboden angewiesen. Er, der den Menschen das erste Mal aus dem Nichts konstruiert und geschaffen hat, kann jede Person natürlich auch ohne sterbliche Überreste auferstehen lassen (vgl. Offb 20, 13).

Die Seele kann auch bei einer Verbrennung der Leiche nicht geschädigt werden, selbst wenn sie sich zu diesem Zeitpunkt noch im Körper befinden sollte. Aus Gottes Sicht werden alle Menschen auferstehen, um vor ihm zu erscheinen, ganz gleich, auf welche Weise sie bestattet wurden (Offb 20).

Das biblische Vorbild spricht eher für Erdbestattungen, auch wenn es keine allgemeine Verpflichtung dazu gibt. Das Verbrennen eines menschlichen Körpers wurde in der Bibel zumeist als Schändung des Leichnams und als Gericht Gottes verstanden. – Wenn es nicht nötig ist, sollte der Christ bei der Entstehung und auch bei dem Zerfall seines Körpers so wenig wie möglich eingreifen. Die mutwillige Zerstörung des menschlichen Körpers durch Verbrennen missachtet die Würde, die in der Bibel gewöhnlich auch noch den Verstorbenen zugesprochen wurde; selbst wenn der zerfallene Körper nur noch eingeschränkt an den von Gott geschaffenen Menschen erinnert. Die Seele des Menschen aber ist dann bereits im Totenreich und wird bei der Auferstehung mit einem neuen Körper zu Gott gelangen. Hier erwartet ihn das Gericht, in dem schlussendlich über seinen Aufenthaltsort in der Ewigkeit entschieden wird.

(von Michael Kotsch)

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