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„Great Reset“ – Die Krisen der Zukunft

Zu allen Zeiten gefallen sich politische und religiöse Ideologen darin eine neue Krise oder einen nahe bevorstehenden Umbruch der Weltgeschichte anzukündigen. Oftmals erwecken sie dabei den Eindruck, über eine Art Geheimwissen zu verfügen, dass der Gesamtgesellschaft fehlt, ihnen und ihren Sympathisanten aber zugänglich ist.

Im technischen Bereich versteht man unter „Reset“ das Zurücksetzen eines Systems auf den Anfangszustand. Das ist beispielsweise nötig, wenn ein System überladen ist oder nicht mehr sinnvoll funktioniert.

 „The Great Reset“ (engl. „Der große Neustart“ bzw. „Der große Umbruch“) ist auch ein Werbeprogramm mit dem Prinz Charles und der Direktor des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, im Mai 2020 für eine soziale und ökologische Umgestaltung der weltweiten Märkte warben. Der Inhalt des vorgestellten Programms war eigentlich nicht neu. Ganz ähnliche Kapitalismuskritik wurde von den beiden Initiatoren bereits mehrfach in den vergangenen 2o Jahren geäußert. Allerdings hoffen die Vertreter des „Great Reset“ in einer weltweiten Krise wie Corona ganz neu auf ihre wenig veränderten Forderungen aufmerksam machen zu können.

Vor allem geht es Klaus Schwab und Prinz Charles darum, die Weltwirtschaft „gerechter“ zu gestalten. Jetzt wo aufgrund von Corona viele Staaten aufgeiender zugegangen sind, hofft man auf internationale Verpflichtungen zur Verbesserung der Arbeitsverhältnisse in Billiglohländern, auf ökologische Standards beim Abbau von Rohstoffen, auf die Etablierung von mehr bürgerlichen Rechten in eher unfreien Staaten, auf die stärkere Berücksichtigung sozialer Aspekte in der Wirtschaft usw.

Klaus Schwab vom Weltwirtschaftsforum und der französische Ökonom Thierry Malleret brachten 2020 publikumswirksam ihr Buch „COVID-19: Der Große Umbruch“ heraus. Darin prognostizieren sie, wie schon vor Jahren, „den Tod des Neoliberalismus“ und eine Umverteilung von den Reichen zu den Armen. In der von Ihnen prognostizierten Welt würde Solidarität über Wettbewerb, soziales Wohlergehen über Wirtschaftswachstum und staatliche Innovation über wirtschaftlichen Einzelinteressen stehen. Die Staaten hätten jetzt die Möglichkeit die Entwicklungen der Wirtschaft wieder stärker selbst zu gestalten. Eine weltweite gemeinsame Aktion halten sie aber trotzdem eher für unwahrscheinlich. Als Problem sehen die Autoren einen wieder deutlich stärkeren Nationalismus und einen Rückgang der Globalisierung.

Im „Great Reset“ finden sich eine Menge alter Stichworte in neuen Reden: Demnach soll es künftig mehr um Innovation, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität usw. gehen. Nach Klaus Schwab wird der „Great Reset“ das Wirtschaftssystem faktisch nicht wesentlich verändern, sondern vielmehr zur Entstehung eines „verantwortungsvollen Kapitalismus“ beitragen. Dabei soll vor allem der Staat einen größeren Einfluss bekommen. Die allgemeine Notwendigkeit eines verstärkten Ausgleichs zwischen Arm und Reich in einer globalisierten Welt dürfte weithin unbestritten sein, ganz gleich nach welchem Konzept man sich dann schlussendlich richtet.

Im Bereich der linken und rechten Verschwörungstheorien stieß dieses alte „neue Modell“ auf besonders großes Interesse. Schnell wurde wieder einmal geargwöhnt, es gäbe bereits eine Art „Weltregierung“, die sich vor allem aus den jüdischen „Finanzeliten“ zusammensetzen würde. Über die Köpfe der Industrie und der staatlichen Politik hinweg habe dieses vorgeblich mächtige Gremium Corona inszeniert und einen „großen Neuanfang“ geplant, eine Art weltweiter Planwirtschaft und politischer Vernetzung. Abgesehen von guter Public- Relation lässt sich davon faktisch bisher allerding nur wenig feststellen, weder in der Weltwirtschaft, noch in den weiterhin sehr kontroversen politischen Entwicklungen.

Obwohl es sich um keine sonderlich neue Idee handelt und obwohl deren Vertreter faktisch über wenig wirtschaftliche und politische Macht verfügen, argwöhnen Polit- Spekulanten wie schon seit Jahrzehnten die „Schaffung einer neuen Weltordnung“. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit sollen demnach das politische, das wirtschaftliche und das ethische System der Welt grundsätzlich verändert und erneuert werden. Personen, die behaupten, genau so ein Programm umsetzen zu wollen, gibt es natürlich viele. Immerhin garantiert das einige mediale Aufmerksamkeit, die den Boden für die großflächige Bewerbung eigener gesellschaftlicher Ideen liefert.

Im Kern sind alle diese Krisen- Prognosen einerseits natürlich immer wahr, andererseits aber auch unwahr. Tatsächlich braucht es kein größeres Hintergrundwissen zur aktuellen gesellschaftlichen Lage, um mit Sicherheit eine neue und tiefe Krise oder einen gerade bevorstehenden größeren gesellschaftlichen Umbruch ankündigen zu können. Immerhin bestand die ganze Weltgeschichte in gewisser Weise aus einer Aneinanderreihung von Krisen.

So kann man natürlich auch heute mit ziemlicher Gewissheit sagen „In den nächsten Jahren wird es eine weitere Eskalation des Nahostkonflikts geben.“ oder „In den nächsten Jahren wird es eine schwerwiegende Immobilien- Krise geben.“ oder „In den nächsten Jahren wird es eine weitere Ausländer- Krise geben.“ oder  „In den nächsten Jahren wird es eine weitere weltweite Wirtschafts- Krise geben.“ oder „In den nächsten Jahren wird es eine grundlegende Veränderung am Arbeitsmarkt geben.“ oder  „In den nächsten Jahren wird die Digitalisierung dramatisch voranschreiten auch in der Privatsphäre der Menschen.“  usw. In jedem Fall hat man mit derartigen Prognosen Recht. Wann sich diese Ansagen erfüllen ist lediglich eine Frage der Zeit. Es wird auch eine nächste Inflation geben, aussterbende Wirtschaftszweige und irgendwann eine neue Regierung und eine neue Währung.

Einen „Great Reset“ gab es in den vergangenen 100 Jahren allerdings schon mehrfach, nicht nur in den Programmen gut vernetzter Manager. Dazu gehörte die Weltwirtschaftskrise (1929-1933), das Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) und das Ende der Sowjetunion (1991). Diese globalen Ereignisse führten jeweils zu einer weitgehenden Neuorientierung von Wirtschaft und Politik weltweit.

Das Problem entsteht dann, wenn die Ankündiger zukünftiger Krisen ihre Prognosen an bestimmte Weltdeutungen binden. Die aber haben in den meisten Fällen mit der prognostizierten Krise nur wenig zu tun. Entwickelt sich politisch gerade etwas krisenhaft, dann haben die Sympathisanten der Untergangsprediger den festen Eindruck, auch deren Weltbild und politische Deutung müsse richtig sein.

Christen sollten mit solchen Spekulationen ganz besonders vorsichtig sein, weil es hier nicht nur um ihre eigene Glaubwürdigkeit geht, sondern um die der Bibel, bzw. die des christlichen Glaubens. Außerdem hat Gott sowohl die Weltgeschichte als auch die Entwicklung von Wissenschaft und Wirtschaft fest in der Hand. Es kann nichts passieren, was Gott überrascht oder auf dem falschen Fuß erwischt. Selbst bei Entwicklungen, die aus biblischer Sicht kritisch beurteilt werden müssen, hat Gott Geduld und lässt Menschen Zeit zur Umkehr, ehe er Gericht übt oder erneut eine grundsätzliche Veränderung erbeiführt. Gerade das Beispiel des weltbeherrschenden Sozialismus und sein unerwarteter Fall, können einen Christen beruhigen und vor zu viel lähmender Krisenstimmung bewahren. Das Hauptaugenmerk des Christen liegt auf der alltäglichen Nachfolge und auf dem Bau des Reiches Gottes durch die göttliche Veränderung vieler einzelner Menschen.

(von Michael Kotsch)

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