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Sterben nach Corona- Impfung?

Mit den mutmaßlichen „Spätfolgen“ und „Schäden“ aufgrund von Corona- Impfungen wird in den ideologisch- politischen Auseinandersetzungen rund um die Pandemie viel spekuliert und gemutmaßt. Ähnlich wie schon bei den weltanschaulichen Impf- Gegnern der vergangenen Jahrzehnte wird argumentiert, dass eine bestimmte Person plötzlich, relativ kurz nach einer Corona- Impfung gestorben sei. Folglich müsse der Tod wohl mit dieser Impfung zusammenhängen. Dann aber vertraut man nicht auf die medizinische Untersuchung des Todesfalls, sondern unterstellt den meisten Ärzten, sie würden bewusst falsche Angaben machen, um den vorgeblichen „Impfschaden“ zu verschleiern. Ein positiver, aussagekräftiger Beleg für einen medizinischen Zusammenhang zwischen Impfung und Tod fehlt in solchen Darstellung fast immer.

Grundsätzlich darf man bei dieser Argumentation nicht vergessen, dass die zeitliche Nähe zwischen zwei Ereignissen eben an sich noch nichts über deren wirkliche Abhängigkeit aussagt. Nur wenn man das ganze Leben auf diese beiden Ereignisse beschränkt, dann könnte man schnell eine scheinbar stimmige Verbindung konstruieren. Leute, die Handy- Strahlen für außerordentlich gefährlich halten, könnten jetzt behaupten eine Person sei gestorben, nachdem sie besonders lange an ihrem Handy telefoniert hatte. Möglicherweise hat das Telefonieren aber mit dem Tod überhaupt nichts zu tun. Wenn Menschen nach einer Operation sterben, dann kann das natürlich mit diesem medizinischen Eingriff zusammenhängen; muss es aber nicht. Manchmal sind andere Organe, auch schon ganz ohne Operation, soweit geschädigt, dass der Patient schlussendlich daran stirbt. Oder er verliert sein Leben infolge einer Infektion, die der geschwächte Körper nicht genügend abwehren kann.

Immer hat ein Mensch vor seinem Tod bestimmte Medikamente genommen, Nahrungsmittel gegessen, kam in Berührung mit irgendwelchen Schadstoffen usw. Ob und wie stark diese Ereignisse aber wirklich mit dem Tod zu tun haben, muss erst detailliert untersucht werden. Das ist in Deutschland unter anderem die Aufgabe des „Paul Ehrlich Instituts“ (PEI). Natürlich kommen von verantwortungsvollen Ärzten täglich zahlreiche Verdachtsmeldungen an das PEI. Nach genaueren Untersuchungen stellen sich die meisten davon allerdings als unbegründet heraus. Die Person wäre mit oder ohne Impfung gestorben bzw. krank geworden.

Wenn man nun seriös argumentiert, dann sollte man nicht alle Verdachtsfälle gleich als vorgeblich „gesicherte Impfschäden“ zählen, sondern nur die wirklich nachgewiesenen. Weil die aber verhältnismäßig selten sind, mutmaßen Impf- Gegner vorschnell eine großangelegte Fälschung. Die Zahlen der genau dafür zuständigen Fachleute stimmen eben nicht immer mit den eigenen Behauptungen und Erwartungen überein, deshalb müssen sie falsch sein, wird dann unzulässig von vielen Impf- Kritikern gemutmaßt. Ehrlicherweise sollte man aber auch in Betracht ziehen, dass die eigene Angst vor Impf- Schäden schlussendlich doch nicht ganz gut begründet sein könnte. Wenn man wirklich an einer sachlichen Beurteilung interessiert ist, sollte man sich zumindest davor hüten, nur noch solche Beiträge zur Kenntnis zu nehmen, die die eigene Meinung unterstützen und allen anderen vorschnell böswillige Fälschung zu unterstellen. Damit wird jede Möglichkeit für eine echte Klärung von vornherein verbaut.

In Deutschland sterben jeden Tag etwa 1000 Menschen an Herz- Kreislauf- Problemen, am häufigsten am Herzinfarkt. Die größte Zahl dieser Todesfälle treten naturgemäß relativ überraschend auf. Von diesen Menschen wurden die meisten auch gegen Corona- geimpft. Viele Verstorbene wurden sogar zwei bis dreimal gegen Corona geimpft. Bei rund 100 plötzlichen Herzinfarkt- Toten jeden Tag liegt die letzte Impfung noch nicht sehr lange zurück. Mit der Argumentations- Strategie einer zeitlichen Nähe und der Plötzlichkeit des Todes können Impf- Gegner, nun bei jedem dieser 100 täglichen Herzinfarkt- Toten der Corona- Impfung die Schuld geben. Im langjährigen Vergleich wissen wir aber, dass auch vor Corona etwa gelichviel Menschen ganz plötzlich, jeden Tag gestorben sind. Ohne wirkliche medizinische Hinweise nun einseitig Corona- Impfungen die Schuld am Tod dieser Menschen zu geben, die in zeitlicher Nähe zu einer Corona- Impfung gestorben sind, ist sachlich unredlich. Man sollte solche Argumente auch nicht ungeprüft weitergeben, weil diese Behauptungen sehr schnell auch zur Manipulation von Menschen benutzt werden können.

Und wenn unter den 100 mutmaßlichen, täglichen „Verdachtsfällen“ dann noch besonders junge oder hübsche Personen sind, werden diese außerordentlich gerne benutzt, um mit Bildern und Geschichten Gefühle für die eigenen politischen oder ideologischen Ideen zu stimulieren. Für Christen ist eine solche Manipulation nicht zulässig. Nach allen seriösen Daten der Personen, die an der Erforschung von Corona arbeiten und an der Behandlung von Corona-Patienten beteiligt sind, werden tatsächlich einige Menschen unmittelbar nach Corona- Impfungen krank, andere sterben sogar. Die Zahl der Menschen aber, die langfristig unter den Folgen der Corona- Erkrankung leiden oder daran sterben, ist deutlich höher. Wenn man nicht pauschal jedem Andersdenkenden gleich Fälschung unterstellt, dann sollte man das auch ehrlich zur Kenntnis nehmen. Nicht jeder, plötzlich in zeitlicher Nähe zu einer Corona- Impfung Verstorbene ist damit eben gleich ein „Impf- Toter“.

Bei 75 Millionen Corona- Impfungen in Deutschland sind nach Auskunft des PEI daran 1028 Personen gestorben. Bei etwa 0,03 % der Geimpften gab es eine schwerwiegende Nebenwirkung. Das ist für vergleichbare medizinische Behandlungen außerordentlich wenig. Im ganzen Jahr 2020 starben trotz starker Schutzmaßnahmen in Deutschland mehr als 30 000 Menschen an Corona. Nicht mitgezählt sind hier natürlich die Patienten, bei denen Corona lediglich eine Begleiterscheinung ihrer Erkrankung war. Diese gut belegten Zahlen sollte man nicht einfach beiseiteschieben, nur weil sie der eigenen politzischen Meinung widersprechen.

Weil einige Leute das nicht auseinanderhalten, hier noch einmal eine deutliche Anmerkung: Mit diesem Beitrag erkläre ich nicht alle Fragen rund um Corona. Ich rechtfertige auch nicht alle Corona- Schutzmaßnahmen der Politik und ich sage nicht, dass Medien immer nur korrekte Angaben zur Pandemie publizieren. In diesem Beitrag geht es lediglich um die häufig angeführte Argumentation, eine bestimmte Person sei kurz nach einer Impfung verstorben, also müsse das notwendigerweise die entscheidende Ursache sein. Und diese pauschale Behauptung ist eben falsch.

(von Michael Kotsch)

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