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Koran- Verbrennungen in Schweden

Wenn man die Geschichte von Salwan Momika, dem irakischen Koran- Verbrenners aus Schweden hört, kann man durchaus Mitgefühl haben. Eigenen Angaben zufolge hat er in seinem Heimatland hautnah den Terror des IS erlebt. Er war Zeuge davon, dass viele Christen von radikalen Muslimen gefoltert, gequält und getötet wurden. Dass jemand die dafür verantwortlichen Muslime und den diese Taten rechtfertigenden Islam hasst, ist nachvollziehbar.

Medienberichten zufolge ist Momika allerdings auch kein unbeschriebenes Blatt und die wahren Motive seiner Koran- Verbrennung sind zweifelhaft. Aufgrund seiner christlichen Überzeugung ist der 37jährige Asylbewerber bisher nicht besonders in Erscheinung getreten. Gelegentlich bezeichnet er sich als Christ, dann wieder als Atheist. Über das Internet hat Momika auch schon seine Sympathien für islamische, mit dem Iran verbundene Politiker geäußert. Im Irak gehörte er zu einer christlichen Miliz, die bewaffneten Widerstand gegen die islamischen IS- Terroristen geübt hatte. Außerdem war er in andere politische Auseinandersetzungen verstrickt. Seit 2018 lebt Momika in Schweden und fiel der Polizei bereits auf, weil er einen anderen Flüchtling mit dem Messer bedrohte. Auf sozialen Netzwerken veröffentlicht er regelmäßig polemische Stellungnahmen gegen den Islam. Aufgrund seiner herabwürdigenden Aussagen wurde wegen religiöser Hassrede gegen ihn ermittelt. Momikas Aufenthaltserlaubnis läuft noch bis April 2024. Dann soll er zurück in den Irak, wo ihn aufgrund seiner jüngsten islamfeindlichen Aktionen ein Prozess und eine Gefängnisstrafe erwarten. Wie wohl abzusehen, bekam er aufgrund seiner Koran- Verbrennung bereits Morddrohungen. Einige Kommentatoren halten es nicht für ausgeschlossen, dass Momika mit seinen Aktionen und der daraus resultierenden Gefährdung eine Aufenthaltsverlängerung in Schweden erzwingen will.

Nicht ganz unproblematisch ist auch Momikas politisches Weltbild, nach dem in Europa vorsätzlich Muslime angesiedelt würden, um den ganzen Kontinent zu islamisieren und den christlichen Glauben zu verdrängen. Schon allein die Aufnahme vieler tausend aus arabischen Ländern geflüchteter Christen, einschließlich Momikas, macht diese These allerdings fragwürdig. In Schweden sucht der Iraker die Nähe nationalistischer politischer Gruppen.

Momikas Forderung ist illusionär. Nie werden Schweden oder muslimische Staaten den Koran verbieten, nur weil einzelne Bürger das Buch anzünden. Ganz im Gegenteil werden solche Aktionen überzeugte Muslime eher noch fanatischer machen in ihrem Hass gegen Europäer und vor allem gegen Christen. Wenn sie vorher nur Gerüchte hatten, über das vorgeblich schändliche Verhalten von Christen, können sie jetzt authentische Bilder sehen, von Menschen, die ihren Glauben rücksichtslos verspotten, und das was ihnen heilig ist mit Füßen treten. Das ist kein Gesprächsangebot. So etwas macht den christlichen Glauben auch nicht attraktiver. Hier wird weitgehend unnötig religiös begründeter Hass geschürt.

Zu leiden haben darunter insbesondere die noch in islamisch dominierten Ländern lebenden Christen. Im verhältnismäßig sicheren Europa sind die Koran- Verbrenner weitgehend geschützt. In islamischen Ländern sterben Christen, aufgrund solcher Aktionen.

Christen werden durch die öffentliche Verbrennung des Koran keinen extremistischen Muslim von Gewalttaten abhalten. Viele andere Muslime aber werden sie damit gegen den christlichen Glauben einnehmen. Das ist kaum wünschenswert. Ein neuer, durch massive Provokationen ausgelöster Religionskrieg, hilft am Ende aber keinem Menschen, sondern erzeugt nur weiteren Hass, weitere Gewalt, weiteres Leiden. Zahllose Beispiele aus der Geschichte zeigen überdeutlich, wie solche gegenseitigen Provokationen immer enden.

Ungerechtigkeit, die mit Berufung auf den Koran begangen wird, muss deutlich benannt werden. Selbst aber ungerecht zu handeln, andere Menschen zu verletzen und zu beleidigen, löst keine Probleme, sondern schafft lediglich neue. Skandinavier mussten das in den vergangenen Wochen erfahren, weil sie in islamischen Ländern zunehmend als Feinde betrachtet oder sogar bedroht wurden, auch wenn sie mit den Koran- Verbrennungen nichts zu tun hatten.

Tatsächlich gibt es heute weltweit islamisch motivierte Gewalt gegen Andersdenkende und sogar gegen die Anhänger der eigenen Religion. Zahlreiche islamische Redner und Politiker proklamieren Gewalt als legitimes Mittel für die Durchsetzung eigener Interessen. Glücklicherweise finden sich ähnliche Aussagen in christlichem Umfeld nur sehr selten.

Man sollte realistisch einsehen, dass der Koran nicht verschwinden wird, weil einige Exemplare publikumswirksam verbrennt werden. Überhaupt ist es zweifelhaft, den Koran verbieten zu wollen. Einerseits ist das angesichts seiner weltweiten Verbreitung ziemlich illusionär. Außerdem brauchen Christen die Überlegenheit der Bibel nicht durch die Vernichtung anderer religiöser Schriften zu belegen. Wer ehrlich sucht und prüft, der kann schon heute leicht erkennen, wie wenig stimmig der Koran historisch und religiös gesehen ist. Es ist weitaus besser, wenn Menschen das selbst überprüfen können, als wenn man ein Buch einfach zu vernichten versucht. Schnell könnte das auch als Zeichen der Ohnmacht und der Schwäche gewertet werden. Weil die Argumente nicht ausreichen, versucht man Menschen die Möglichkeit zu nehmen, den Koran zu selbst lesen.

Wenn man glaubwürdig auf die im Koran beworbene, religiöse Gewalt und Intoleranz hinweisen will, dann sollte man das mit deutlichen Worten, nachprüfbaren Argumenten und einem eigenen, positiven Vorbild machen.

Wer heute als Christ den Koran verbrennt und sein Verbot fordert, der öffnet dadurch auch die Tür für weitere Bücherverbote. Schnell könnte eine solche Strategie Nachahmer finden. Muslime könnten dann das Verbot der Veden fordern oder der Edda. Ganz sicher würden sich Atheisten über einen solchen Präzedenzfall freuen und alles daran setzen, in Europa auch die Bibel verbieten zu lassen, weil sie vorgeblich gewaltverherrlichend und genderkritisch ist. Denkverbote und Bücherverbrennungen sind kein christlicher Weg, um sich kritisch mit anderen Religionen auseinanderzusetzen.

Hass ist nach Jesu Worten nicht der Weg, mit dem Christen auf diejenigen reagieren sollen, die sie angreifen und verfolgen. Im Gegensatz zu den immer gleichen menschlichen Strategien, fordert Jesu die Liebe zu den Feinden (Matthäus 5, 44). Diese Liebe soll langfristige gesehen den Hass ungerechter Menschen überwinden. Wer wirklich auf Gottes Macht vertraut, der muss nicht versuchen sich mit eigener Gewalt Recht zu verschaffen (Psalm 103, 6). Christen sollen Gewalt nicht mit Gewalt beantworten, sondern „das Böse mit Gutem überwinden“. (Römer 12, 21)

Martin Luther King ist ein beeindruckendes Beispiel, wie ein Christ mit Konsequenz und Gewaltlosigkeit gegen Rachsucht, Vorurteile und Gewalt antritt. Am Ende ist dadurch die Ungerechtigkeit der Gewalttäter für alle sichtbar geworden.

Auch zukünftig sollten sich Christen nicht auf die Ebene von Hass, Ideologie und Gewalt herabziehen lassen. Selbst wenn sie irdisch gesehen dadurch Nachteile haben, sollten sie sich an dem Vorbild Jesu und seiner Bereitschaft orientieren, notfalls auch für das Gute zu leiden.

(von Michael Kotsch)

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