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Selbstmord für Alte empfohlen!?

Yusuke Narita, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der renommierten US-amerikanischen Yale Universität, fordert einen Massen- Selbstmord von Senioren, um zukünftigen finanziellen Problemen mit deren Versorgung vorzubeugen. Statt einem kollektiven Aufschrei des Entsetzens gibt es viele, die diese Idee durchaus ernst nehmen und diskutieren. Ethisch- christliche Vorstellungen vom generellen Schutz des Lebens treten offensichtlich mehr und mehr in den Hintergrund.

Jahrzehntelang hatte man den Menschen der westlichen Industrieländer vermittelt, das sie aufgrund der stark ansteigenden Weltbevölkerung keine Kinder mehr in die Welt setzen dürften. Unterstützt von einem gesellschaftlichen Trend zu Konsum und egoistischer Selbstverwirklichung wurde dieser Gedanke gerne aufgenommen und die Geburtenraten gingen beständig zurück. Selbst die millionenfache Abtreibung ungeborener Kinder wurde in diesem Zusammenhang als humaner Fortschritt und Zeichen der Selbstbestimmung gefeiert.

Natürlich war von Anfang an klar, dass es einmal erhebliche Probleme geben würde, wenn eine deutlich kleinere Zahl junger Menschen für zahlreiche Ältere sogen muss. Weil man dafür aber keine Lösung hatte, wurde diese Frage einfach immer weiter verdrängt. Zwischenzeitlich steigt die Zahl der Rentner, genau wie vorherzusehen, immer weiter. Es ist vollkommen klar, dass die Sozialkassen überfordert sein werden, wenn sich dieser Trend weiter fortsetzt. Unter anderem deshalb wird die Sterbehilfe seit Jahren beworben, damit ältere Menschen, mit entsprechendem gesellschaftlichem Druck, relativ günstig entsorgt werden können; vorgeblich sogar mit deren Zustimmung.

Durch die bisherigen Formen der Sterbehilfe werden aber noch viel zu wenige alte und damit teure Menschen getötet. Deshalb wird in der öffentlichen Diskussion damit begonnen, ehemalige Selbstverständlichkeiten infrage zu stellen, wie das Tabu der Tötung alter und schwacher Menschen, zum vorgeblichen Nutzen der Jüngeren. Das wird dann nicht mehr ethisch begründet sondern ganz pragmatisch.

Noch hofft man auf eine gewisse Freiwilligkeit, droht im Hintergrund aber schon mit einem schlechten Gewissen und dem Appell an die Verantwortung für eine nächste Generation, der man vor allem durch seinen frühen Tod nachkommen sollte.

 In Japan wurde die Forderung zur Kinderlosigkeit fast flächendeckend durchgesetzt. Das Land leidet schon jetzt an einer starken Überalterung. Aufgrund knapper öffentlicher Mittel müssen die meisten Senioren auch noch im Rentenalter weiterarbeiten. Dabei wird der Lohn per Gesetz um bis zu 40% reduziert. Mit seinen Altersbezügen alleine aber kann man sich das teure Leben aber nicht leisten.

Professor Narita von der Yale- University äußerte in einem Interview mit der New York Times (NYT): „Ich denke, dass die Lösung ziemlich klar ist: Es ist der Massenselbstmord der Alten.“ Nachdem er dann noch einige Einzelheiten vorgebracht hatte, wie man Senioren dazu drängen könnte, sich das Leben zu nehmen, überlegte der Professor: „Ob das schlussendlich wirklich eine gute Sache ist oder nicht, ist eine schwer zu beantwortende Frage.“ Auch Euthanasie, also die Tötung von Kranken und Behinderten, hält  Narita für eine denkbare Option: „Die Möglichkeit, so etwas in Zukunft obligatorisch zu machen, wird diskutiert werden müssen.“

Der Professor ist durchaus kein Unbekannter. Auf Twitter hat er rund 570 000 Follower und ist in Japan ziemlich angesehen. Unter anderem trat er bereits in einigen Talkshows auf und war auf dem Cover eines verbreiteten Nachrichtenmagazins abgebildet. Es handelt sich hier also nicht nur um die abseitigen Überlegungen eines weltfremden Extremisten.

Masato Fujisaki, ein Kolumnist der Newsweek Japan warnte in diesem Zusammenhang dringend davon, die Aussagen des Professors zu schnell auf die leichte Schulter zu nehmen. Naritas Fans seien Leute, „die denken, dass alte Menschen endlich sterben sollten und die Sozialhilfe gekürzt werden müsse“.

Menschen zum Tod zu drängen ist zwischenzeitlich auch in Europa salonfähig geworden, stellenweise wird das sogar als Fortschritt und „Entscheidungsfreiheit“ gepriesen. In den Niederlanden gehen zwischenzeitlich schon etwa 5% der Todesfälle auf bewusste Tötung mit ärztlicher Hilfe zurück; mit steigender Tendenz. Durch Sterbehilfe verlieren in den Niederlanden jährlich aber auch mehr als 1000 Menschen ohne eigene Willensentscheidung das Leben. Darunter sind viele Kinder mit Behinderungen, deren Eltern für ihren Tod entscheiden oder demente Angehörige.

Längst sind es schon einsame und depressive Menschen, die aufgrund gesellschaftlicher Glückserwartungen an ihrem Lebenswert zweifeln. Ein sinnvolles Leben mit Leiden oder altersbedingten Einschränkungen scheint vielen immer weniger denkbar. Immer stärker etablieren sich in den Niederlanden gesellschaftlich verankerte Vorstellungen über ein legitimes, lebenswertes Leben und über ein Leben das einen selbst und auch andere belastet und deshalb beendet werden sollte. Diese bei vielen Menschen schon vorhandenen Vorstellungen führen durch Äußerungen, wie die von Professor Narita, zu einer weiteren gesellschaftlichen Verschärfung darüber, welcher Mensch als lebenswert anzusehen ist und wer nicht.

Christen schätzen das Leben als unverfügbares Geschenk Gottes. Wenn Menschen darüber zu bestimmen beginnen, wer leben darf und wer besser sterben sollte, sind Ungerechtigkeiten, sozialer Druck, falsche Glückserwartungen und Missbräuche sicher. Statt jemanden zu töten, soll man leidende Menschen trösten, sie unterstützen und ihnen helfen. Gott ist ein Gott des Lebens und nicht des Todes. Er wertet das Leben nicht nach Leistungsfähigkeit, nach Menge und Möglichkeit von Genuss und Konsum. Statt den Tod alter, schwacher, behinderter oder kranker Menschen zu fordern, verspricht Gott jedem der dafür bereit ist, seine Nähe und Hilfe. Der umstrittene Philosoph Peter Singer hatte schon vor dreißig Jahren dafür plädiert, alle Säuglinge, die wahrscheinlich nie echte Lebensfreude erleben werden, mit staatlicher Genehmigung töten zu lassen, um Platz für gesunde und fröhliche Babys zu schaffen.

„Du Gott zeigst mir den Weg, der zum Leben hinführt. Und wo du bist, hört die Freude nie auf. Aus deiner Hand kommt ewiges Glück.“ (Ps 16, 11) „Alles ist durch Jesus entstanden. […] In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht für die Menschen.“ (Joh 1, 3+4) Das Alter nimmt Menschen keinen Lebenswert: „Gott, verlässt mich nicht im Alter, wenn ich grau werde. Dann verkündige ich deine Macht Kindeskindern und deine Kraft allen, die noch kommen sollen.“ (Ps 71, 18) Der Tod gehört natürlich auch zu einer christlichen Lebens- Perspektive: „Gott, lass mich erkennen, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich einmal davon muss.“ (Ps 39, 5)

(von Michael Kotsch)

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