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Schottlands neuer Regierungschef. Muslim oder Evangelikale?

Schottland spielt in Großbritannien eine besondere Rolle. Im Gegensatz zur Zentralregierung wollten die meisten Schotten lieber Teil der Europäischen Union bleiben. Auch in Glaubensfragen unterscheidet sich Schottland vom übrigen Land. Briten gehören mehrheitlich zur anglikanischen Kirche, die meisten Schotten sind reformiert. Vor 500 Jahren setzte der von Calvin geprägte John Knox hier die Reformation durch. Im 19.Jahrhudnert gab es in Schottland eine Erweckungsbewegung. Deren wohl bekanntester Vertreter war Thomas Chalmers. Er gründete nicht nur die Free Church of Scottland und entwickelte neue Methoden, um die entkirchlichten und verarmten Arbeiter der großen Städte mit dem Evangelium von Jesus Christus zu erreichen, Chalmers gilt auch als der Vater der Evangelischen Allianz.

Rund ein Jahrzehnt stand Nicola Sturgeon an der Spitze der Schottischen Nationalpartei (SNP) und war gleichzeitig Regierungschefin des Landes. Um die Nachfolge dieses wichtigsten politischen Amtes bewarben sich Ende März 2023 Humza Yousaf, der derzeitige Gesundheitsminister und Kate Forbes, die Finanzministerin. Yousaf ist praktizierender Muslim, Forbes tritt als überzeugte Christin auf und ist Mitglied der Free Church of Scottland. Viele Medien sympathisierten von Anfang an mit Yousaf, weil der sich für die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen hatte. Forbes hingegen lehnt gleichgeschlechtliche Ehen ab, spricht sich gegen Abtreibungen aus und kritisiert vorehelichen Geschlechtsverkehr. Obwohl sich das Gesundheitswesen unter Yousaf verschlechtert hat und er sonst nur wenige politische Erfolge verbuchen kann, ist für viele Medienleute seine Stellung zu Homosexualität und Gender wichtiger. Die positive Berichterstattung vieler Medien für Yousaf und gegen die Evangelikale Forbes trug schließlich zu dessen Wahl als höchster schottischer Politiker bei.

Sich offen zu christlichen Positionen zu stellen, kann in England heute offensichtlich ein deutlicher Nachteil sein. Es ist erschreckend, wie stark religiöse Diskriminierung in den englischen Medien und in der englischen Politik bereits etabliert sind. Nach Jahrzehntelanger einseitiger Berichterstattung gelten ein christlicher Glaube und christliche Werte vielen als generell verdächtig. In Großbritannien vertraut man zwischenzeitlich eher auf moderate Hindus und Muslime als auf überzeugte Christen. Der Umbau des Landes zu einer postmodernen, christenkritischen Gesellschaft geht weiter. Das ist ein bedenkliches Zeichen und muss wohl als Vorbote einer weiteren Umwertung der Werte und einer gottfernen Ideologisierung des öffentlichen Lebens gewertet werden. Deshalb beten Christen nicht nur für die verantwortlichen Politiker Deutschlands, sondern auch für die Regierenden der Nachbarstaaten. Am Ende ist es natürlich Gott, der die Herzen der Herrscher lenkt, zum Wohl oder zur Korrektur eines Volkes.

(von Michael Kotsch)

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